Streitwasser

Das Streitwasser

Anfang des letzten Jahrhunderts, so etwa um 1910 – 1920 ereignete sich hier seitlich der Bundesstraße 253 an der Straße nach Oberhörlen, der Wasserscheide zwischen Dietzhölze und Perf am Forsthaus Streitwasser, eine sicherlich seltene Begebenheit.
Von Natur aus scheiden sich hier gar keine Wasser, und das war es eben, was die Simmersbacher zum Eingreifen veranlasste. Die Eberbach, heute Diete genannt, die in den hochgelegenen Grenzwiesen des Dorfes Oberhörlen zwischen dem Galgen- und Mattenberg entspringt, spendete den Segen ihres Wassers allein den Bewohnern des Dietetales zum Bewässern der Wiesen und zum Treiben der Mühlräder, hier als erstes der Eberbach-Mühle, die auf halbem Weg nach Oberdieten, etwa in Höhe der heutigen Abzweigung nach Rot stand.
Eines Nachts gruben die Simmersbacher, so berichtet die Sage, den Oberdietenern das Wasser ab und leiteten das Wasser, was damals wegen der Mühlen sicher höher im Kurs stand, der Simmersbach zu.
Der Oberdietener Müller kannte nicht die Sorgen der Simmersbacher Müller, denn die Diete führte immer genügend Wasser. Der Simmersbach trocknete in heißen Sommern regelmäßig aus, bis die Simmersbacher Müller, in einer alten Chronik von 1810 wurden drei aufgezählt, an der Wasserscheide das Bett der Diete verstopften und in einem breiten Graben das Wasser ihren Mühlen zuleiteten.
Groß war der Schrecken des Oberdietener Müllers, als er entdeckte, dass das Wasser für sein Mühlenrad ausblieb und der dicke Kater gemütlich die Forellen verspeiste, die im trockenen Mühlenbach zappelten. Er alarmierte sofort die Oberdietener Einwohner, die schnell bachaufwärts eilten und bald des Rätsels Lösung fanden. Natürlich führten sie ohne langes Besinnen das Bächlein in sein altes Bett zurück.
Wer aber annimmt, die Simmersbacher wären mit dieser Lösung zufrieden gewesen, der kennt die Simmersbacher schlecht. Schon in der nächsten Nacht floss das Wasser wieder nach Simmersbach. Den Oberdietener wurde es bald zu bunt. Sie brachten das Bächlein noch einmal in seinen alten Lauf zurück und lauerten am nächsten Abend den Simmersbachern auf, die auch nicht lange auf sich warten ließen. Ob es blutige Köpfe gegeben hat, weiß man heute nicht. Zu einer friedlichen Lösung kam es erst, als ein weiser Richter Recht sprach, der das Dietebächlein nach Oberdieten fließen ließ, so wie von Anfang an sein Weg war,
und den Simmersbachern ,,bei peinlicher Strafe des Leibes und Lebens“ verbot, dem Wasser einen anderen, als den von der Natur gewollten Lauf zu geben.
Man weiß nicht, wie lange sich die Simmersbacher dem Urteil beugten. Augenscheinlich haben sich die erhitzten Gemüter auf beiden Seiten inzwischen beruhigt, heute jedenfalls wird 100 m östlich vom Forsthaus Streitwasser die Diete wieder angezapft.
Ein künstlicher Graben führt, geschickt das zunächst geringe Geflälle ausnutzend, einen Teil des Dietewassers an der Straße entlang über den schmalen Hohenzug der Simmersbach zu.
Aber der Gemarkungsname ,,Streitwasser“ erinnert noch heute an diese Ereignisse vor mehr als 100 Jahren.

 

Streitwasser und Hundsgalgen