Das alte Mühlchen
Das Mühlchen wurde in Jahre 1654 erbaut.
Die ersten amtlichen Eintragungen gehen laut Mühlbuch auf das Jahr 1747 zurück.
Das Mühlchen ist heute eine funktionstüchtige Schaumühle.
Weiter Artikel: KiTa besucht das Mühlchen (2014), Mühlenfest 2004 (350 Jahre), Ein neues Mühlrad (2003), Erinnerungen an vergangene Tage (H.Geil 1993), Dokumentensammlung, Die Pfeiffer-Mühle
Das Simmersbacher Mühlchen
Die Mühlenexistenzen in Simmersbach, am gleichnamigen Bachlauf gelegen, gehen auf das Jahr 1650 zurück. Zu diesem Zeitpunkt befinden sich in und bei Simmersbach 3 Mühlen, die je mit einem Mahlgang ausgestattet waren. In einer der Müh]en war zusätzlich ein Ölschlaggang installiert.
Etwa 1km südlich des Ortes steht am Simmersbach ein kleines Wochenendhaus. Es ist das alte Simmersbacher Mühlchen. Ein Chronist, Heinrich Robert Geil (siehe den Bericht „Erinnerungen an vergangene Tage, heimische Senioren schreiben Geschichten“), weiß von dessen idyllischer Lage zu berichten:
Wer von Eibelshausen herkommend auf das Dorf Simmersbach zuwanderte, der sah sie dort unten im Wiesengrund, an der am weitesten vorspringenden Waldecke des Hohen Rains liegen: die alte kleine Mühle, im Fachwerkstil erbaut, mit ihrer roten Rückwand, die in Ermangelung des ursprünglichen Baumaterials aus Holz und Lehm statt dessen in Ziegelmauerwerk erneuert worden war und dadurch dem kleinen Gebäude ein etwas fremdartiges Aussehen gab. Das Dach war mit Naturschiefer gedeckt und legte sich schützend über das kleine Bauwerk.
Das 1654 von einem unbekannten Erbauer errichtete Simmersbacher Mühlchen ist eine der beiden in 1850 erwähnten Mühlstellen. 1854 ist “das Mühlchen”, wie es auch heute noch von der Dorfbevölkerung liebevoll genannt wird, der einzige Mühlenbetrieb im Ort.
Auf das Jahr 1747 gehen die ersten. amtlichen Eintragungen laut Mühlenbuch zurück. Damals musste die Mühle einen Gulden Branntwein-Zapfgeld zahlen, und zwar von einem Johann Jost Heinzel, der im 18. Jahrhundert die Mühle bewirtschaftete. Weiter findet sich der Hinweis auf die Errichtung einer Ölmühle, denn ein “Schlagmühlzins” in Höhe von 15 Albus sei zu entrichten gewesen. Betrieben wurde die Ölmühle bis zu deren Abbruch im Jahr 1818.
Um das Mühlchen überhaupt in Betrieb setzen zu können, musste zunächst der in dem höher gelegenen Mühlteich befindlichen Pfropfen, auch Ponte genannt, herausgezogen werden, so dass das Wasser durch Rohre und Rinnen auf das Mühlrad gelangen konnte. Das Rad wurde im Inneren der Mühle mittels Schraubspindel gelöst und konnte sich dann drehen. Nach Beendigung des Mahlvorganges wurde es durch Anziehen der Spindel wieder zum Stehen gebracht.
Jegliche Abgaben des Simmersbacher Mühlchens wurden an die Grafen zu Wittgenstein und an die Adligen zu Breidenstein entrichtet. Ferner erhielt ab 1790 das Amt Gladenbach Abgaben der Mühle.
1890 benannte man die Mühle nach dem Besitzer Johannes Michel als Johannes-Michels-Mühle. Auch er entrichtete Abgaben an die Herren zu Wittgenstein und Breidenbach. Auf Witterungsschäden am Mühlengebäude weisen die zahlreichen Reparaturarbeiten im Jahre 1888 hin. Im Mahlbuch wird berichtet, dass der Mühlenarzt (Mühlenbauer, Spezialist, der Mühlen begutachten und erbauen kann) Ludwig Bastian aus Weidenhausen ein neues Mühlrad für 210 Mark gefertigt hat. 1899 waren weitere Arbeiten am Mühlrad durchgeführt worden. Eine neue Mühlwelle, die die Eibelshäuser Hütte fertigte, wurde für 165 Mark gekauft. Ein neues Kammrad war ebenfalls notwendig. Die anfallenden Kosten deckten sich durch Holzhandel. So kosteten beispielsweise 2 Raummeter Buchenscheit 17,10 bis 18,60 Mark.
Im Jahre 1870 wurde in Dillenburg ein Ofen zum Preis von 2 Taler und 10 Silbergroschen gekauft. Allein die Fracht kostete 5 Silbergroschen. Beim Räumen und Reinigen des Mühlteichs im Jahre 1900 wurden 10 Mark und6 Jahre später, im Jahre 1906 für 7,50 Mark Schnaps getrunken.
Im Jahre 1878 mußte der Giebel der Mühle beschlagen werden. Hier schreibt der Besitzer der Mühle im Mühlenbuch, daß für diese Arbeit eine Rechnung des Schieferdeckers in Höhe von 47,50 Mark gestellt wurde.
1878 erfolgten Arbeiten am Dach. Eine Rechnung vom “Schieferdecker” über 47,50 Mark zeugt von den Ausbesserungsarbeiten. Die Räumung des Stauteiches wurde 1900 und 1906 durchgeführt.
In den Kriegsjahren von 1914 bis 1918 wurde der Verbrauch an Nahrungsmitteln streng limitiert und durch die Gendarmerie genauestens kontrolliert. Die Kartoffeln wurden gemessen und das Getreide gewogen. Das Getreide, welches man mit List und Tücke der Kontrolle entziehen konnte, wurde bei Nacht und Nebel zum Mühlchen gefahren. Wachtmeister Lück wachte streng über die Abgaben, doch konnte er nicht überall sein. Das heimliche Mahlen konnte auch dem Hüter des Gesetzes nicht verborgen bleiben. So kam es dann, daß der alte Stellmacher Theis eines Nachts für mehrere Bauern dort beschäftigt war. Plötzlich hörte er ein derbes Klopfen an der Türe, welches immer stärker wurde, als sich der nächtliche Müller taub stellte. “Herr Theis!” tönte von draußen die Stimme des Wachtmeisters “Ich komme als Bettler, denn meine Familie leidet Hunger.” Denn er hatte eine stattliche Anzahl an Kindern, deren hungrige Mäuler satt werden wollten. Als der nächtliche Bettler mit seinem leeren Mehlsack in der Mühle stand, nahm der Müller mit seiner Handschaufel aus jedem Sack etwas heraus und füllte es in Lück´s Mehlsack, worauf dieser frohen Herzens davonzog. Als Herr Theis am nächsten Morgen den Bauern die Ursache des Schwundes mitteilte, nahmen sie´s mit Erleichterung auf, weil der Wachtmeister von nun an ein Auge zudrückte.
Daß das Mühlchen auch als Schlafstätte gut geeignet war, konnte ein Vater erleben, der seinen Sohn mit in die Mühle nahm. Im Takt der Mühlsteine und Räder schlief der Junge so fest ein, daß es dem Vater leid tat, ihn nach vollbrachter Arbeit zu wecken. Er ließ den Sohn alleine in der Mühle schlafen, woraufhin seiner Mutter sorgenvoll der Schlaf geraubt wurde. Doch am anderen Morgen konnte man feststellen, daß der Knabe gut ausgeschlafen war.
Ende der dreißiger Jahre stand das Mühlchen für immer still und geriet mehr und mehr in Zerfall. Im 2. Weltkrieg erlebte das Mühlchen noch einmal eine Hochsaison, während es nach dieser Zeit stillgelegt wurde. Randalierende Jugendliche aus den Nachbargemeinden, die die Inneneinrichtung und das Gebäude beschädigten, beschleunigten den Verfall der Mühle. Keiner der 50 Teilhaber zeigte Interesse an dem Gebäude, bis 1950 Emil Müller, der letzte Breidenbacher Müller, ebenfalls Teilhaber, das Simmersbacher Mühlchen in einer “Zwangsauseinandersetzung” für 500 Mark erwerben wollte. Eine Ortsbegehung des Interessenten mit seiner Frau sollte Aufschluss über den Zustand des Gebäudes geben. Emil Müller war vom zukünftigen Leben im Mühlchen begeistert, während seine Frau das ehemalige Mühlengebäude als zu klein bewertete. Die Idee eines Kaufes wurde daraufhin verworfen.
Der Kaufinteressent Emil Müller schaut aus dem Fenster der Mühle, das Foto entstand 1950 während der Ortsbegehung.
Im Jahre 1956 hat dann der Busunternehmer Emil Steinseifer aus Wolfgruben die Mühle von der damaligen Mühlengenossenschaft gekauft. Dies war für Ihn mit einigen Schwierigkeiten verbunden, da viele Anteilseigner, die nicht mehr in Simmersbach wohnten, Ihr Einverständnis über den Verkauf abgeben mußten und auch Ihren Finanziellen Anteil haben wollten.
Hier endet eigentlich die Geschichte des Mühlchens, da Herr Steinseifer das Mühlchen teilweise abgebrochen und auf den Grundmauern ein Wochenendhaus errichtete. Das 500 Jahre alte Holz, das alte Fachwerk mit den schönen geschnitzten Eichenbalken, ging unwiederbringlich verloren. Die alten Balken zersägte man zu Brennholz. Oskar Hartmann (Hartmonns) schreibt in seinem Bericht, daß er die alten Eichenbalken, die zum Teil hart wie Stein waren und wegen der vielen Nägel mit der Hand zu Brennholz zersägt hat.
Zu einem späteren Zeitpunkt hat es ein Enkel eines früheren Genossenschaftbesitzers Albrecht Theiß (Liersch), nämlich Wolfgang Reh aus Ewersbach, Sohn von Otto Reh (Sängersch) und seiner Frau Anna Theiß (Liersch) erworben und renoviert.
Das Simmersbacher Mühlchen im Jahre 1950 auf einem Kalenderbild der Kreissparkasse Biedenkopf. Die Aufnahme entstand am Weg, der oberhalb des Mühlchens vorbeiführt
Quellen: Die Mühlen im Breidenbacher Grund von Peter Vielhauer, Hinterländer Geschichtsblätter vom 3. Okt. 2002. Seite 52
Mühlen in Simmersbach
1630 muß es in Simmersbach drei Mühlen gegeben haben, worauf Reuling im Historischen Ortslexikon des Landes Hessen hinweist. Davon sollen jeweils zwei einen Mahlgang
betrieben haben, eine dagegen einen Mahl- und einen Ölgang 1
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es im Ort noch zwei Mühlen. Die dritte Mühle, die vor 1766 wüst gefallen sein soll, muß sich in der Nähe des heutigen Löschwasserteiches (Badeweiher) am Ortsende von Simmersbach befunden haben. 2
Während keine der beiden verbliebenen Mühlen in dem Verzeichnis der Ölmühlen im Grund Breidenbach von 1701 genannt wird, zahlen ihre Besitzer ab 1711 Abgaben für eine solche Einrichtung. Sie heißen Johannes Müller und Daniel Herrmann. 3
Eine der beiden Mühlen lag unmittelbar im Dorf und gehörte 1827 Johannes Theis und 3 namentlich nicht genannten Miteigentümern. Sie werden 1830 als die Besitzer der Gesellschaftsmühle bezeichnet, auch wenn nicht gesagt wird, wo diese lag. 4
Die andere, das sogenannte Simmersbacher Mühlchen, lag etwas unterhalb des Ortes und gehörte Johannes Michel und sieben, ebenfalls nicht genannten Miteigentümern. 5 Johannes Michel muss wenig später gestorben sein, denn 1830 zahlte seine Witwe die Mühlenabgaben.
1847 gehörten Adam Müller II., Jost Geil II., Adam Wagner, Johann Adam Müller, Johann Adam Theis, Adam Theis (Köhler), Johannes Rein, Johannes Kuhn und Jost Geil III. Anteile an dieser Mühle. 1938 waren die Teilhaber Ewald Geil (Gritsches), Erwin Clemens, Otto Rein, Heinrich Reh, Albrecht Theiß (Liersch) Daniel Gail, Friedrich Reh, Wilhelm Theis, Reinhard Blecher (Scheuern), Reinhard Konrad, August Sänger, August Ciliox, Christian Hinn (Schmitz) und Jakob Gail. 2
DDiese beiden Mühlen nicht besonders ertragreich. Wann die Mühle im Dorf ihren Betrieb einstellte, konnte nicht geklärt werden. Die außerhalb des Ortes liegende Mühle wurde noch bis ins 2o. Jahrhundert hinein betrieben und erlebte einen gewissen Konjunkturaufschwung während beider Weltkriege. Nach dem zweiten Weltkrieg stand sie allerdings still und wurde 1952 an den Omnibusunternehmer Emil Steinseifer aus Wolfgruben verkauft und in ein Wochenendhaus umgewandelt 6, 7.
Erklärungen
- Reuling, Ulrich, Historisches Ortslexikon des Landes Hessen. Marburg 1989
- Anonymus (Döngeschefersch, Werner): Das Simmersbacher Mühlchen, Masch. Man. Kreuztal-Litfeld 1980
Aus einem alten Mühlenbuche. Ein Beitrag zur Geschichte Simmersbachs. In der Dill-Zeitung vom 8.8.1955 - StAD Best. E 10 (Polizeiangelegenheiten), Nr. 2560
Staatsarchiv Darmstadt, E 10: Polizeiangelegenheiten, Nr. 2560: Der Zins von den Schlag- und Ohligmühlen im Amt Blankenstein und Grund Breidenbach 1701, 1733 - StAM Kataster I, C 1 Simmersbach, Häuserkataster Simmersbach (um 1830)
- StAM Best. 110, Nr. 156, Staatsarchiv Marburg, Bestand 110 Hess.darmst Akten Acc 1931/31, Nr. 536 Mühle zu Simmersbach
- Nassauische Zeitung 1952/191/15
- Hinterländer Anzeiger vom 21.08.2003, Bericht von Frank Schüssler
Quellen: Die Mühlen in der Gemeinde Eschenburg 2002-2004, Geschichtliche Darstellung des Mühlenwesens im Auftrag der Gemeinde Eschenburg 2002-2004, recherchiert von Dr. Wolfgang Fritsche, 65462 Gustavsburg
Aus einem alten Mühlenbuche
Ein Beitrag zur Geschichte Simmersbachs
„Es gehn ja Mühlenräder in jedem klaren Bach”, sang der Dichter Wilhelm Müller zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Das galt in vergangenen Zeiten auch für unser Heimatgebiet. Im Laufe der Zelten sind die meisten an unseren rauschenden Bächen klappernden Mühlen verschwunden. Vielleicht erinnert sich noch irgendwer im Dorfe Ihrer, vielleicht weißt noch eine Flurbezeichnung auf sie hin. Ihre Geschichte schläft in den Akten eines Archivs oder in einem von Müllern durch Generationen verwahrten Mühlenbuch. Hier und da steht auch noch eine dieser altehrwürdigen Mühlen. Ihr Rad geht aber schon lange nicht mehr. Der Zahn der Zeit führt sie in beschleunigtem Tempo dem Verfall entgegen. Die Zeit der Mühlenromantik ist vergangen.
Das Simmersbacher Mühlenbuch ist kein Heimat-Geschichtsbuch, in dem man blättert, liest und mühelos ins Bild kommt! Was es uns sagen kann, steht zwischen den Zeilen. Sein Alter reicht auch nicht an das der Simmersbacher Mühlen heran. Es beginnt „erst” mit dem Jahre 1748! Und von den Mühlen selbst berichtet es zunächst herzlich wenig. Der Müller Johann Jost Heinzel, der es anlegt, ist seines Amtes Schultheiß von Simmersbach. Nebenbei brennt und zapft er Schnaps und verkauft auch vorhergehend Tabak! Als Schultheiß läßt er sich höheren Ortes seine persönlichen und die von ihm geheischten und weitergeleiteten Abgaben bestätigen. Nach ihm erst wird das Buch mehr und mehr zum Mühlenbuch.
Simmersbach hat zwischen 1748 und 1763 drei Mühlen. Die heute noch vorhandene „Mühle in der Holzwiese (1933)” wird 1749/50 „die Heinzels Mühle unterm Dorf, 1784 „nieder mihl” auch „unterste Mühle” und 1811/16 „die Michels Mühl” genannt. Die beiden anderen tragen die Bezeichnungen „peiffers Mühl” und „Mänges Mühl”. Als Eigentümer werden 1750 Johannes Theis und Ernst Rubersberger angegeben. In der Mühle „in der Holzwiese” mahlen damals Johann Jost Heinzel und Consorten (Genossenschaftsmühle!). Auf die zweite Mühle und ihren Teich, wohl die „peiffers Mühl”, die im Dorfe stand, entsinnen sich die älteren Simmersbacher noch gut; die dritte, die vermutlich am Ortsausgang im Gebiet der heutigen Badeanstalt zu suchen wäre, wird bereits 1786 als „wüster Platz ” bezeichnet und hat keine Erinnerungen hinterlassen. Für die Mühle „in der Holz-Wiese” wird bis 1820 neben dem Mühlenpachtkorn Schlagmühlzins entrichtet. Nach einer späteren Eintragung ist die der Mahlmühle angeschlossene Schlagmühle bereits 1818 abgebrochen worden. Es ist anzunehmen, daß die Erben des Johann Jost Heinzel 1788 die Mühlenrechte teilten. Für die Mahlmühle entrichtet Johann Jakob Michel, für die Schlagmühle Johannes Müller und Joh. Jost Heinzel wohl sein Schwiegervater, kauft ihn für 57 Gulden 8 Albus 4 Pfg. (pro dispensitione a militia) vom Militärdienst frei. Nach dessen Sohn Johannes trägt später die Mühle den Namen „Johannas Michels Mühl”. Auch der Sohn des Müllers, Johannes läßt sich für 40 Gulden 21 Albus 4 Pfg. (zuzüglich 1 Gulden 5 Albus bes. Gebühren) vom Militärdienst befreien.
Johann Jost Heinzel und (nach seinem Tode 1788) Johann Jakob Michel sind zwischen 1748 und 1796 Inhaber des Branntwein- und Tabaksmonopols für Simmersbach. Die Abgaben entrichten sie nach Blankenstein. Sie werden in Gladenbach quittiert. Das Brenngeld (Kesselgeld beträgt 7 bis 12 Gulden, das Zapfgeld 1 Gulden, das Tabaksbestandsgeld (1749/50) 8 Gulden. 1787, ein Jahr vor seinem Tode, läßt Joh. Jost Heinzel das Brenn- und Zapfrecht liquidieren. Für das „Liquidieren dieser Liquidation” müssen 1787 9 Gulden 14 Albus 4 P f g. gezahlt werden!
Schultheiß, Müller, begüterter Landwirt, Branntweinbrenner und Zapfer: Johann Jost Heinzel ist ein wohlhabender und angesehener Bürger Simmersbachs! Als er 1788 stirbt, entrichtet seine Tochter A . Margareth 318 Gulden 20 Albus Besthaupt! Für den 1755 verstorbenen ledigen Georg Wilhelm Heinzel sind nur 12 Gulden 25 Albus, für die 1759 verstorbene Ehefrau des Müllers 34 Gulden 2S Albus Besthaupt* zu zahlen.
Die Mühlen sind damals eine gute Einnahmequelle der „Herren” Die Abgaben werden jeweils in Geld umgerechnet. Zwischen 1748 und 1762 hat die „Heinzels Mühle” 5/8 Mesten (17 Albus 5 Pfg.) Mühlpachtkorn, 15 Albus Schlagmühlzins, 1 Meste 2 Mestger „Bickischie” Mühlenpacht, außerdem Dienstgeld und ständigen oder Rauchhafer zu entrichten. Für die drei Mühlen des Ortes werden 1759/69 3 Mesten 1 Viertel 2 Mestger „Bicksche Mühlenpacht” und an den Hochadeligen Stamm von Breidenbach zu Breidenstein 3 Viertel Mühlenpacht, 12 Albus 4 Pfg. Dienstgeld, 4 Mesten 31/2 Viertel Rauchhafer abgeführt! Die „Bickische Mühlenpacht” wird 1803 an das Haus Wittgenstein entrichtet, der Schlagmühlzins wird bis 1820 in Gladenbach (Blankenstein) quittiert.
Die späteren Eintragungen beziehen sich nur noch auf die „Mühle in der Holzwiese”. Sie erstrecken sich auf die Mühlenbenutzung, auf Abgaben, Reparaturkosten, Auslagen für Branntwein
beim Räumen des Teiches u. dgl. 1847 haben Adam Müller II., Jost Geil II., Adam Wagner, Joh. Adam Müller, Johann Adam Theis, Adam Theis (Köhler), Johannes Kein, Johannes Kuhn (Gritsches) und Jost Geil III. an ihr teil. Als ihre letzten Teilhaber werden 1938 Ewald Geil (Gritsches), Erwin Clemens, Otto Rein. Heinrich Reh, Albrecht Theis (Liersch), Daniel Geil, Friedrich Reh, Wilhelm Theis, Reinhard Blecher (der die letzten Eintragungen in dieses Mühlenbuch vollzog), Reinhard Konrad, August Sänger, August Ciliox, Christian Hinn (Schmitz) und Jakob Gail genannt.
Die aus ihrer Reihe noch Lebenden gehen heute schweren Herzens an der Mühle „in der Holzwiese” vorbei, ja , meiden den Weg, um das Bild des Verfalles nicht zu sehen. Sie ist Ihnen wie ein lieber Mensch, den man im Sterben und auf der Bahre nicht sehen mag. um nicht das Bild aus frohen Lebenstagen zu trüben. 1933 endigen die Mühlenbucheintragungen.
Das Rad der Mühle blieb — wohl für immer — stehen. Das Anwesen ging um 1950 durch Kauf in fremde Hände über. Die Mühle und ihr Teich sollten einer zeitgemäßen Bestimmung zugeführt werden. Stattdessen übergab der neue Besitzer beides dem Verfall Preis.
Historische Ansicht der 1654 errichteten Mühle von der Holzwiese
Ansicht oberhalb des Mühlenteichs / Ansicht von der Holzwiese im Mai 2004
*Besthaupt im Mittelalter Abgabe vom Nachlass eines Grundhörigen an seinen Herrn (Mortuarium, Todfall, Buteil, Bestfall, Beutelrecht), die häufig im besten Stück Vieh (Besthaupt, Kurmede) oder im besten Gewand (Gewandfall) bestand.
Quellen: Dill Zeitung vom 8. August 1955, a-z. (mittelhessen.de)
Das Simmersbacher Mühlchen
Erinnerungen an vergangene Zeiten
Wer von Eibelshausen herkommend auf Simmersbach zuwanderte, der sah sie dort unten im Wiesengrund, an der am weitesten vorspringenden Waldecke des „Hohen Rain“ (Flurname) liegen.
Die alte kleine Mühle, im Fachwerkstil erbaut, mit ihrer roten Rückwand, die in Ermangelung des ursprünglichen Baumaterials Holz und Lehm stattdessen in Ziegelmauerwerk erneuert worden war und dadurch dem kleinen Gebäude ein etwas fremdartiges Aussehen gab. Von weitem sah man dem „Mühlchen“, wie es im Volksmund genannt wurde, sein Alter nicht an, war es doch im Jahre 1654, also kurz nach dem Dreißigjährigen Krieg, erbaut und hatte seitdem manchen Sturm erlebt.
Über die Jahre hinweg hatte es immerzu seiner Betreibern zur Zufriedenheit gedient. Man muß wissen, daß es sich dabei nicht um das Eigentumsrecht eines einzelnen Müllers handelte, sondern die Mühle wurde von einer gewissen Anzahl von Mühlengenossen betrieben. Diese hatten sowohl für die Erhaltung der Bausubstanz als auch der Mühleneinrichtung zu sorgen. Von meiner frühesten Kindheit an hatte ich Zugang zur Mühle, da mein Vater und auch schon mein Großvater Mitteilhaber innerhalb der Mühlengenossenschaft waren. Zurückblickend auf jene Kinderzeit, sehe ich mich noch heute durch die kleine Türe eintreten, durch die ein erwachsener Mann nur gebückt hindurchgehen konnte. Man stand dann schon unmittelbar vor dem runden Mahlwerk mit dem aufgesetzten Holztrichter, in welchem das Getreide eingefüllt wurde.
Der Antrieb der Mühle erfolgte über das seitlich angebrachte Mühlrad, das sicher in früheren Zeiten aus Holz gefertigt war, aber später dann irgendwann durch ein Eisenrad ersetzt wurde. Die Welle des Rades ging in den Unterbau der Mühle hinein. Verbunden damit waren die Zahnräder, früher „Kammräder“ genannt. Über diesen Zahnradmechanismus wurde die vertikale Umdrehung des Mühlrades in eine horizontale Drehung des Mahlwerkes umgewandelt. Sollte die Mühle in Betrieb gesetzt werden, so mußte zunächst der im höheren Mühlteich befindliche Pfropfen, Ponte genannt, herausgezogen werden, so daß das Wasser durch Rohre und Rinnen vom Mühlteich auf das Mühlrad gelangen konnte. Das Mühlrad wurde im Inneren der Mühle mittels einer Schraubspindel gelöst und konnte sich dann drehen. Nach Beendigung des Mahlvorganges wurde das Mühlrad durch Anziehen der Spindel wieder zum Stehen gebracht.
Das eigentliche Mahlwerk bestand aus den beiden übereinanderliegenden Mühlsteinen, von denen sich jedoch nur einer drehte, während der andere fest stand. Das Mahlgut wurde über den aufgesetzten Holztrichter zwischen den feststehenden und den drehenden Mühlstein geführt. Der Zulauf wurde mengenmäßig durch einen einfachen Holzhaspel geregelt. Durch die Langzeitbeanspruchung nutzten sich die in die Mühlsteine eingeschlagenen Rillen ab und mußten von Zeit zu Zeit von den Mühlengenossen in Gemeinschaftsarbeit mit speziellen Hämmern wieder nachgeschlagen werden. Man sagte: „Die Mühle wird wieder scharf gemacht“.
Im Untergeschoß der Mühle befand sich der verschließbare Mühlkasten. In diesem war aus feiner Seide bestehende Mehlbeutel befestigt, der durch einen Exzenter in schüttelnde Bewegung versetzt wurde. Dabei wurde das Mehl durch den Beutel gesiebt, während das verbleibende Mahlgut als Schrot in den Kleiekasten geleitet wurde. Nach dem Abstellen der Mühle kehrte eine überwältigende Ruhe in dem Gebäude ein.
Noch heute höre ich das klappernde Geräusch und spüre noch das Vibrieren des ganzen Mühlchens. Oft hat mich das Mühlengeräusch abends in den Schlaf getrieben, wenn ich mich mit meinem Vater in der Mühle befand.
Im einzigen Aufenthaltsraum des Mühlchens befand sich ein schlichtes Holzbett mit Stroheinlage. Daneben waren ein Ofen, ein damals gewiß schon einhundert Jahre alter Holzlehnstuhl und ein an der Wand befestigter Klapptisch vorhanden. In dem Klapptisch war ein Mühlenspiel eingeschnitten, und so konnten wir manchmal die Zeit mit Spielen vertreiben.
Für Getreide und Mahlgut waren schwere Holzkästen an der Wand aufgestellt.
Meine Aufgabe war es auch, zuweilen meinem Vater bei seiner Tätigkeit mit einer Grubenlampe, einem Karbidlicht, zu leuchten. So lernte ich schon frühzeitig mit offenen Licht und Feuer umzugehen.
Die Benutzung des Mühlchens entbehrte nicht einer gewissen Romantik, die ich in meiner Kindheit so empfunden und miterlebt habe und von der mir auch in meinem ganzen Leben eine gute Erinnerung geblieben ist.
Die Mühle fiel nach dem zweiten Weltkrieg dem Vandalismus einer Horde jugendlicher aus der Nachbargemeinde zum Opfer, die sowohl das Gebäude als auch die Inneneinrichtung zerstörten. Dieser Verlust hat mich dazu bewogen, folgende Verse zu schreiben:
Im Talesgrund, wo Wald und grüne Wiesen
In stiller Freundschaft reichen sich die Hand,
wo kleine Bächlein leise murmelnd fließen,
einst eine alte kleine Mühle stand.
Wie oft hab spielend ich als Kind verweilet
am Mühlenrad, das hurtig sich konnt‘ drehn
Dem kleinen Bächlein, das so flink enteilet
hab‘ tausendmal ich träumend nachgesehen.
Wie herrlich war’s, wenn aus dem nahen Walde,
ein scheues Rehlein äsend trat hervor
dazu der Vöglein Abendlied erschallte
und Heimatglocken tönten an mein Ohr.
Wer einmal nur dort unten hat gesessen
An jenem märchenhaft verträumten Ort,
der kann die kleine Mühle nicht vergessen
denkt an sie gern zu allen Zeiten fort.
Die kleine Mühle, wie gern möchte‘ ich lauschen
Dem Räderspiele, dem Wasserrauschen,
hört‘ ich noch einmal dein trautes Klipp-Klapp,
das so manch glückliche Stunde mir gab;
denk‘ ich heut‘ dein, wird gar traurig mein Sinn,
mit dir ging ein Stück meiner Heimat dahin.
Heinrich Robert Geil, war bis zur Gebietsreform 1974, lange Jahre Bürgermeister in Simmersbach und schrieb in Erinnerung an seine Jugendzeit die Geschichte über das Simmersbacher Mühlchen. |
Quelle: Erinnerungen an vergangene Tage, heimische Senioren schreiben Geschichten
Autor Heinrich Robert Geil
Siehe auch: Erinnerungen an vergangene Tage
Ein Internationales Projekt – Mühlrad dreht sich wieder
Südlich von Simmersbach liegt am Rande eines idyllischen Buchenhains die alte Simmersbacher Mühle. Das Gebäude mit jahrhundertealter Geschichte wurde kürzlich zum Objekt einer bemerkenswerten Kooperation zwischen seinem Besitzer Wolfgang Reh* aus Ewersbach und den Gewerblichen Schulen in Dillenburg. Deren Lehrer und Schüler fertigten in Zusammenarbeit mit weiteren Helfern ein neues Mühlenrad.
Als Wolfgang Reh das bald 350 Jahre alte Gebäude im Jahre 1998 erwarb, befand es sich in einem bedauerlichen Zustand. Mit viel Eigeninitiative und vielen Helfern erweckte er die Mühle samt weitläufigem Außengelände in den letzten Jahren wieder zum Leben.
Geschafft Elf Schüler aus sieben Ländern halfen beim Neubau des Mühlrads neben altem Handwerk auch viel Deutsch gelernt
„Es fehlte schließlich nur noch ein neues Mühlrad, da der Zahn der Zeit das alte Rad mürbe gemacht hat“ blickt Wolfgang Reh zurück.
Zusammen mit Meike Bieber, sozialpädagogische Mitarbeiterin im Projekt EIBE (Eingliederung in die Berufs- und Arbeitswelt entwickelte Wolfgang Reh ein im heimischen Raum beispielsloses Vorhaben: Elf Schüler aus sieben verschiedenen Ländern im Alter zwischen 16 und 18 Jahren mit anfangs sehr geringen Deutschkenntnissen machten es sich zur Aufgabe, ein neues Mühlrad zu erstellen. Albrecht Birkenfeld, Fachpraxislehrer Holz an den Gewerblichen Schulen, erläutert: „Zunächst bestand die Aufgabe darin, geeignetes Holz für ein Mühlrad zu finden“.Schnell war der Kontakt zu Hubertus Müller geknüpft, seines Zeichen Förster im Haigerer Revier Steinbach. Dieser nahm sich reichlich Zeit, um mit Lehrern und den Schülern durch den Steinbacher Forst zu streifen. Dabei lernten die Beteiligten, daß vier Eichen für ihr Vorhaben notwendig sein würden. Die Bäume wurden ausgesucht, gekennzeichnet und von Müllers Waldarbeitern gefällt. Anschließend kamen die Stämme ins Sägewerk Krumm nach Haigerseelbach. Dort konnten die Schüler erleben, wie eine Blockbandsäge die Eichen zu Brettern verarbeitete.
Die Bretter verluden Reh und sein Mitarbeiter Friedrich Schmitt auf einen LKW und lagerte sie auf dem Gelände der Schule in Dillenburg.
Dauerhafte Nägel aus Robinienholz
„Wir mußten die Bretter mit Gießkannen und einer kleinen Pumpe ständig wässern, um sie zu verarbeiten“, merkt Birkenfeld an. Danach bauten die Schüler aus den Holzteilen sorgfältig 24 Radsegmente.
In der Zwischenzeit fertigte der Ewersbacher Schreiner Uwe Eichert viele Holznägel aus dauerhaftem Robinienholz [Die Robinie (Robinia pseudoacacia), ist ein sommergrüner Laubbaum. Ursprünglich aus Nordamerika, wurde er später überall in Europa in Parks und Gärten gepflanzt und kommt mittlerweile auch wild vor. Das gegen Holzfäule widerstandsfähige Holz ist gleichzeitig biegsam und fest und wird im Schiffs- und Möbelbau, als Grubenholz, als Schwellenholz, sowie im Bogenbau verwendet. Es gilt als widerstandsfähiger und dauerhafter als Eichenholz.)]Mit deren Hilfe konnten die jungen Handwerker die Segmente zu zwei Mühlradhälten zusammenfügen, wobei sie sich eines selbstgebauten Radstuhls aus Fichtenholz zum Maßnehmen bedienten. Das Aufquellen der Holznägel verband die Bauteile fest miteinander, ohne dass Nägel oder Schrauben aus Metall verwendet wurden. Die beiden Hälften transportierte Reh per LW zur Simmersbacher Mühle, wo sie im angrenzenden Teich gelagert wurden.
Nun lernten die Schüler von ihrem Fachpraxislehrer Metall, Ulrich Rink, wie man aus Kupfer die notwendigen Schaufeln herstellt, und legten selbst Hand an. Außerdem fertigten sie zusammen mit Studienrat Oliver Demuth vier U-Eisen, die zur Befestigung der Mühlradhälften an der rotierenden Achse dienten. Den Mühlrad aus Fichtenholz steuerte wieder Uwe Eichert bei. Im letzten Arbeitsschritt montierten die jungen Handwerker das Rad im Mühlgraben und brachten die Kupferschaufeln an.
Im Umgang lernten Schüler besser Deutsch
Während des Projekts, das Mitte März 2002 begann, lernten die Schüler nicht nur mit verschiedensten Materialen und Werkzeugen zu hantieren, sondern auch sicher mit der deutschen Sprache umzugehen. Alle Beteiligten werten das Projekt auch aus pädagogischer Sicht als großen Erfolg mit Vorbildfunktion.
Im Jahr 2004 wird die Mühle 350 Jahre alt. Die Erbauer wären sicher erfreut zu sehen, daß der Charakter des Ortes über die Jahrhunderte bewahrt wurde und sich nach wie vor das Mühlrad dreht.
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Wolfgang Reh ist der jüngste Sohn von Otto Reh (Sängersch) und Anna Reh, geb. Theiß (Liersch Anna) und Enkel des früheren Genossenschatsbesitzers Albrecht Theiß aus Liersch.
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Quelle Frank Schüssler, Hinterländer Anzeiger vom 21.08.2003
Siehe auch: Ein neues Mühlrad
350 Jahre Simmersbacher Mühlchen
Siehe auch: Mühlenfest 2004
Quelle 22. Mai August 2004, Annette Seitz/s (Text und Foto)-mittelhessen.de
Die Ev. Kita Simmersbach besucht das „Mühlchen”
Hat die alte Mühle noch ein Mühlrad?
Wie mahlt die Mühle das Korn?
…fragen die Simmersbacher Kinder des Kindergartens beim Spaziergang auf dem „Huhe Räes Weg”, der zur Mühle führt. Das Mühlengrundstück mit der Mühle ist nicht einsehbar. Die Theorie über Mühlräder sehr abstrakt Also fragen wir den, der es wissen könnte, den Eigentümer Herrn Wolfgang Reh. Zu ihm nehmen wir auch gleich Kontakt auf und vereinbaren einen Besuch mit Führung.
Telefonisch klären die Kinder vorher noch letzte Fragen: Mahlt die Mühle noch? Können wir Mais und Körner zum Mahlen mitbringen? Mais haben wir selbst auf dem Beet unseres Kindergartens angebaut und interessieren uns für die Weiterverarbeitung.
Wolfgang Reh begrüßte am Ausflugstag die Kinder. Sie entdeckten ein altes Mühlrad (Schaustück) und einen alten Mühlstein. Herr Reh führte uns um die seit 1654 bestehende Mühle zum Mühlrad herum. Der angestaute Mühlteich liegt oberhalb des Mühlrades und erhält über eine Holzleitung geführt Wasser auf ihre Mühlschaufeln. Im Keller wird eine Nockenwelle über einen Keilriemen angetrieben, dieser führt zum Antrieb der Mühlsteine.
Herr Reh schüttet unseren mitgebrachten Mais in einen Trichter und die Mühlsteine zermahlen diesen in grobes „Mehl”. Nachdem wir die Weizenkörner erkannt haben wird erneut der Mahlprozess in Gang gesetzt. Das Weizenmehl ist feiner und sieht eher aus wie Mehl.
Nachdem wir uns im Mühleninnern alte Foto’s angesehen haben, verlassen wir das Gelände mit vielen neuen Eindrücken vom Korn zum Mehl – vom Mais zum Mehl.
Die KITA Simmersbach besucht das Mühlchen und bestaunen das Mühlrad und entdecken dabei ein altes Mühlrad
Quellen Mitteilungsblatt der Gem. Eschenburg, Nr. 47/2014 vom 21. Nov. 2014, Seite 17
Gez. Simmersbach, den 17. November 2014
Siehe auch: KiTa besucht das Mühlchen
Geschichte des Mahlens
Bereits weit vor unserer Zeitrechnung existierten die ersten Mahlsteine als Handmühlen oder Quernen (Handmühle, Drehmühle). Davor benutzen die Menschen Reibesteine und Mörser, um Getreidekörner zu zerkleinern und für die menschliche Nahrungsaufnahme zuzubereiten
Bei Ausgrabungen wurde ein weitentwickelter Mühlenbetrieb mit einer durch Göpel angetriebenen Kegelmühle ausgegraben. 546 n. Chr. verwendeten die Goten bei der Belagerung Roms bereits Schiffsmühlen, bei denen der Fluss über unterschlächtige Wasserräder die Mühlsteine antreibt.
Spätestens seit dem Mittelalter ist ein Mahlgang zur Kornzerkleinerung üblich. Dabei wurde das Mahlgut zwischen zwei Mühlsteinen zerbrochen und zerrieben. Die Technik des Mühlenantriebs durch Wasser oder Wind und die Nutzung der gewonnenen Bewegungsenergie wurden immer weiter verbessert.
Neben der Landwirtschaft spielten Mühlen für die Bewohner eine wichtige Rolle im Hinblick auf die Verarbeitung ihrer landwirtschaftlichen Produkte. Deshalb nutzten sie schon früh die Wasserkraft der Wasserläufe zum Antrieb Ihrer Mühlen.
Hydrostatische Gegebenheiten
Die Nutzung der Wasserkraft durch Mühlen im Breidenbacher Grund erforderte eine Besonderheite im Hinblick auf Lage und Umweltbeeinflussung:
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Wassergetriebene Mühlen liegen stets im Tal in der Nähe eines Gewässers.
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Sie werden über Mühlgräben, die mit Wehranlagen von Bächen abzweigen, mit Wasser versorgt.
Die Flüsse haben durchweg ein Gefälle von 12,9 Meter pro Kilometer, im Oberlauf meist ein starkes Gefälle, während man meist im Unterlauf ein gemäßigtes Gefälle hat. Die Gewässer wie Perf, Gansbach, Simmersbach (Diete) und Hörle verfügen über ähnlich gute Voraussetzungen zum Betreiben von Mühlen. Allerdings muß man in den Sommermonaten mit enormen Schwankungen des Wasserstands rechnen. Um trotzdem Mühlen zu betreiben, werden bei einigen oberhalb der Mühlen Mühlenteiche als Wasserspeicher errichtet, um auch in diesem begrenzten Zeitraum das Betreiben der Mühlen zu sichern.
Oberschlächtige Wasserräder
Das Gefälle unserer Gewässer hat seit jeher den Betrieb von großen, oberschlächtigen Mühlrädern begünstigt. Es gab daher, seitdem Mühlen nachweisbar sind, niemals ein mittel- oder unterschlächtiges Wasserrad. Im oberschlächtigen Mühlrad strömt das Wasser durch eine Rinne (sogenanntes Gerinne oder Fluder) oder ein Rohr ungefähr beim Radscheitel in die wasserdichten Zellen des Rades (Zellenrad). Das Rad wird durch die Gewichtskraft des aufgenommenen Wassers und durch seine kinetische Energie (Aufschlagwasser) in Bewegung versetzt. Es wird kein Rechen benötigt, um Treibgut herauszufiltern.
Querschnitt und Funktionsprinzip einer alten Getreidemühle
(ähnlich dem Simmersbacher Mühlchen)
Das über ein Gerinne (1) hier von oben angetrieben, oberschlächtiges Wasserrad (2) dreht den waagerechten Wellbaum (3) und das große hölzerne Kammrad (4). Das Kammrad treibt das auf der kurzen stehende Welle (5) sitzende Kegelrad (6) und das darüber befindliche große Stirnrad (7), das aus einem eisernen Kreuz mit hölzernen Armen und Zähnen besteht. Vom Steinrad wird die Drehbewegung mittels eines kleinen eisernen Stirnrades (8) auf das Mühleisen, den sogenannten Klüver (9) und den Läuferstein (10) übertragen. Das kleine eiserne Handrad (11) bedient das Hebewerk, mit dem Läufertstein gehoben und gesenkt werden kann. Das Korn (Getreide) wird in den Trichter (12) geschüttet. Über den Rüttelschuh gelangt es zwischen die von der Bütte (14) umschlossene Steine des Läuferstein und dem ruhenden Bodenstein (15),wo das Mahlgut zermahlen wird. Das Schrot fließt durch das Absack- oder Mehlrohr in den Sack (17) der mit dem Sackstutzen befestigt werden konnte.
Besitzverhältnisse und Mühlenrecht
Schon frühzeitig geht das Recht, Mühlen anzulegen und zu betreiben, von den Markgenossen-schaften auf die landes- bzw. territorialherrschaftliche Führung über. Durch die im Jahre 1527 durchgeführte Säkularisation der Klöster und Stifte wurde in der Landgrafschaft Hessen der Grundbesitz des Landesherrn enorm erweitert. Dies hat auf die Mühlenwirtschaft Auswirkungen, Kennzeichnend für das 15. Jahrhundert ist, dass die Mühlen entweder Eigentum des Landesherren oder durch ihn konzessioniert zu Abgaben verpflichtet sind.
Mühlenordnungen
Die Mühlenordnungen wurden von den entsprechenden Landeshoheiten erstellt, ein Organisationsmittel der Mühlenwirtschaft. Vorwiegend bestimmten Mühlenordnungen das Verhalten von Mahlgast und Müller, den Mahllohn, die Art und Weise des Vermahlens sowie die Errichtung und Versteuerung des gesamten Betriebs einschließlich stautechnischer Anlagen. Mühlenordnungen waren regional verschieden, dienten zur Wahrung des Mühlenfriedens und unterlagen einer ständigen Veränderung.
Abgaben und Dienstleistungen der Müller
In der Regel sind Abgaben in Form von Mühlen-, Erb- oder Pachtzinsen an den Landesherren abzuführen. Darüber hinaus waren die Müller zu Abgaben an adlige Grundherren-, Vogteien, Pfarreien sowie Gemeinden und Beamten verpflichtet.
Ferner mußte der Müller Abgaben in Form von Naturalien (,,Rauchhuhn”) errichten. Ein Großteil der Steuern und Abgaben empfing das ansässige Adelsgeschlecht.
Quellen: Fotoanhang aus „Die Mühlen in der Gemeinde Eschenburg“, Geschichtliche Darstellung des Mühlenwesens im Auftrag der Gemeinde Eschenburg
Handschriftliche Quellen des Hessischen Staatsarchivs Marburg (StAM, Bestand 110 und 180)
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