Hochzeitsbräuche
Hochzeitsbräuche
Streuen
Den Jugendlichen im Dorf bereitete es immer wieder Spaß, wenn ein noch geheim gehaltenes Verhältnis zwischen einem Paar bekannt oder man das Gefühl hatte, dass eine heimliche Liebe entstanden ist, wurde in der Nacht vom Haus des Jungen zum Haus des Mädchens eine Spur von Sägemehl gestreut. Im Herbst nach dem Muskochen nutzte man statt Sägemehl auch Zwetschenkerne.
Die Spur aus Sägemehl war jedoch leicht zu beseitigen, denn sie wurde dann „in alle Winde“ zerstreut. In manchen Fällen wurde auch Kalk benutzt. Wenn es dann auch noch feucht war, war diese Spur nicht zu beseitigen.
Manchmal holte sich der Junge bei dem Mädchen auch einen „Korb“. Das heißt, er wurde abgewiesen. Wenn dies bekannt wurde, musste der Junge ergänzend zum Herzeleid auch noch Spott ertragen, denn die Burschen kletterten auf sein Dach und brachten am Schornstein einen Korb an.
Die Frage der Leute war „Wer gitt do häj met wem“?
Aufgebot
Wenn ein Paar das Aufgebot beim Standesbeamten, dem Bürgermeister, bestellt hatte, kam es als Aushang in die „Bekanntmachungen“, der am Eingang zum Bürgermeisteramt auf der Treppe befestigt war. Wurde nun bekannt, dass das Paar „heiraten“ musste, wurde die Seite des Aufgebotes mit einem Pfahl oder einem kleinen Baumstamm abgestützt, da durch das zu erwartende Kind die Seite des Aufgebotes zu schwer war und der Kasten auf einmal schräg hing.
Polterabend
Am Abend vor der Hochzeit fand der Polterabend statt. Der war meistens beim Hause der Braut. Spät, wenn es etwas dunkel wurde, versammelten sich die jungen Leute, besonders die Burschenschaft, ganz heimlich und sehr leise zum Poltern. Dann war im Dorfe meistens nichts sicher. Töpfe, Zinkeimer und Zinkwannen, die ja meistens am Gartenzaun hingen, wurden mitgenommen. Am Hause der Braut wurde dann alles abgeladen. Nun fing der Krach an. Auf Wanne und Eimer wurde mit Stöcken und Steine so fest geschlagen, dass man sich die Ohren zuhalten musste. Je fester je lieber.
Das ging so lange bis der Bräutigam mit Bier und Schnaps aus dem Haus kam.
Dann wurde das Ehestands-Lied gesungen. Mir gefällt das Eheleben, besser als das Kloster gehen ….
Als zweites Lied: Klinge hell zu meinem Feinsliebchen
klinge hell in dunkler Nacht in das Fenster, mein Feinsliebchen
leuchtet hell der Sterne Pracht und des Mondes Silberschein
leucht´ bei mir ins Kämmerlein.
Hochzeitszug
Einen besonders schönen Brauch am Hochzeitstag gab es früher. Kam das Brautpaar aus der Kirche und ist auf dem Weg zum Festsaal, standen Freunde, Bekannte und Nachbarn bereit. Sie gratulieren und steckten der Braut am rechten Oberarm bunte Bänder an. Gleichzeitig wird von Kindern ein Seil über den Weg gespannt. Bevor der Brautzug vor einem Seil weitergehen konnte, mussten von den Trauzeugen Süßigkeiten oder Kleingeld (1, 2, 5 oder 10 Pfennige) auf die Straße geworfen werden.
Erst dann wurde der Weg zum Festsaal freigemacht und die Kinder und Jugendlichen ließen das Seil fallen und der Brautzug konnte weitergehen.