Landwirtschaft in Simmersbach
Landwirtschaft in Simmersbach
„Zu Beginn der Industrialisierung und noch am Ende des 19. Jahrhunderts lebten 80% der deutschen Bevölkerung im ländlichen Raum und arbeiteten überwiegend in der Landwirtschaft. Die wenigen Städte waren bescheidene Klein- und Mittelstädte. Die Bewegungsmöglichkeiten zu Fuß oder zu Pferd waren gering. Die Menschen lebten weitgehend abgeschlossen und in den sozialen Bindungen ihrer engeren Heimat.
Das Land besaß damals ein hohes Gewicht in Politik und Volkswirtschaft. Der land- und forstwirtschaftliche Ertrag bestimmte entscheidend den Wohlstand einer Region. Der Besitz von Land galt als Inbegriff von Reichtum und Macht. Menschen, die in ihrer Heimat kein Auskommen fanden, gingen auf Wanderung, oft in andere Länder oder Erdteile, immer auf der Suche nach Land.
Mit der Industrialisierung wurden die Gewichte völlig neu verteilt. Nicht mehr die Fruchtbarkeit des Bodens, sondern Rohstoffvorkommen und Transportwege wurden zu entscheidenden Standortbedingungen der Volkswirtschaft.
Während die Arbeit in der Landwirtschaft naturgemäß über das Land verteilt ist, verlangt die Industrie nach der Konzentration der Arbeitsplätze. Und Ströme von Menschen zogen in wenigen Jahrzehnten vom Land in die Städte. Es waren dies auch Jahrzehnte eines enormen Bevölkerungswachstums. In dieser Zeit entstanden die industriellen Ballungsgebiete. Im Zuge dieser Entwicklung hat sich auch die Arbeit in der Landwirtschaft entscheidend verändert. Das Arbeiten im Haus, im Stall und vor allem das auf dem Feld – kurz, die landwirtschaftliche Tätigkeit – prägte einst wesentlich das Leben beinahe aller Menschen in unseren Dörfern und zwar im Tages- und im Jahreslauf. Von März an, wenn der Bauer „die Rößlein einspannte“, bis in den späten Herbst hinein waren die allermeisten Frauen, Männer und auch Kinder mit der Aussaat, mit Pflegearbeiten auf dem Acker oder auf der Wiese und mit der Ernte beschäftigt. Im Zeitalter der immer mehr fortschreitenden Technisierung und Rationalisierung, die auch vor der Landwirtschaft nicht halt machen, lohnt es sich, einmal einen Blick auf die Zeit unserer Väter und Großväter zurück zu werfen.
Gemarkung, Landwirtschaftliche Flächen
Nach dem Krieg (1939 – 1945) lag die Zahl der Altbürgerfamilien bei 149 und die der Heimatvertriebenen bei 43 (113 Personen). Nur noch zwei Familien lebten ausschließlich von der Landwirtschaft und hatten ein Grundvermögen von über 7,5 ha. Dann gibt es 30 landwirtschaftliche Betriebe (Besitzgröße 3—4 ha) mit Nebenerwerb. Fünfzig Haushalte haben eine Nutzfläche von 0,5 bis 2 ha, 86 Familien eine Besitzgröße von 2—5 ha und nur drei eine Größe von 5—7,5 ha.
Die Nutzfläche von Simmersbach wurde von 1892 bis 1898 umgelegt und heute ist es schon so, daß wenigstens Teilflächen zur besseren Aufschließung neu umgelegt werden müssten. Bei der Bearbeitung der Flächen halten sich die Landwirte noch an das Althergebrachte, denn es gibt bis (1954) nur einen Traktor in der Gemeinde.
Die Flächen der Gemarkung betragen im Jahre 1948 insgesamt 722 ha, auf die 170 ha Acker, 220 ha Wiesen, 200 ha Wald, 60 ha. Ödland und 72 ha Sonstiges entfallen.
Auf den Nutz- bzw. Anbauflächen von 174 ha werden im Jahre 1948 55 ha Roggen, 10 ha Winterweizen, 30 ha Wintergerste, 3 ha Sommergerste, 30 ha Hafer, 32 ha Kartoffel und 14 ha Futterrüben angebaut.
Feldgüter aus dem Jahre 1755
Äcker Eigentümliche Äcker 191 Morgen, bearbeitete Pfarräcker 5 ½ Morgen, brachliegende (öd) 22 ½ Morgen
Wiesen Süße Wiesen 49 Morgen, saure Wiesen 149 Morgen
Pfarrwiesen Süße Wiesen 2 Morgen, saure Wiesen 4 ¼ Morgen
Hirtenwiesen Süße Wiesen 1 Morgen (Ochsen- und Hirtenwiesen
Gärten Gemeine Wayd 262 ¼ Morgen
Landwirtschaftliche Flächen aus dem Jahre 1755
Ackerland | 160 Morgen | Gärten | 2 Morgen |
Wiesen | 150 Morgen | Weiden | 280 Morgen |
Waldungen | 618 Morgen |
(Angaben zu den Feldgütern und Landwirtschaftlichen Flächen stammen aus einer Verwaltungsakte vom 1. Aug. 1775)
Die Tätigkeiten im Frühjahr
Säen des Getreides
Ende März, Anfang April wurde bei trockenem Wetter mit dem Bestellen der Felder begonnen. Zuerst wurden Hafer und Sommergerste ausgesät. Bis Ende der 40er Jahre wurde mit der Hand gesät. Dazu hatte man das Sätuch mit den Körnern umhängen. Zu Fuß musste der Acker abgeschritten und dabei die Saat breitflächig ausgeworfen werden. Das war eine schwere und zeitraubende Arbeit. Dann kamen die ersten Sämaschinen, die von Pferde- oder Kuhgespannen gezogen wurden. Mit dem Einzug der Schlepper wurde die Frühjahrsbestellung erleichtert, jetzt brauchte man die Kuhgespanne nicht mehr zum Aussäen. Die Kühe wurden nur noch zur Milch- und Fleischgewinnung gehalten. Neue und immer modernere Bodenbearbeitungsgeräte und Sämaschinen erleichterten und verkürzten die Bestellzeit.
Rüben (Dickwurz) setzen
Nach dem Kartoffelsetzen mussten die Rüben (Dickwoarz) bestellt werden. Wo früher noch die selbst gezogenen Rübenpflanzen mit der Hand gesetzt werden mussten, kam dann das „Dippelmaschinchen“, mit dem der Rübensamen direkt auf den saatfertigen Acker „gelegt“ wurde. Die Technisierung brachte dann den Einzelkornsaatkasten, mit dem der Einzelkornsamen auf den fertigbestellten Acker gesät werden konnte. Die Ernte der Futterrüben, das Ausrupfen und Ausladen war immer eine schwere Handarbeit. Auch die Rübenziehmaschine brachte noch nicht die gewünschte Erleichterung. Erst mit dem Vollernter war die Rübenernte fast ohne Handarbeit möglich. Rüben waren im Winter für Kühe gutes Futter. Da in den 80er Jahren der Maisanbau und die Silagegewinnung ihren Einzug hielten, war der Rübenanbau rückläufig.
Setzen der Kartoffel
Nach der Aussaat folgte dann im April das Kartoffelsetzen. Zuerst wurde Mist gefahren und mit der Gabel auseinander gestreut. Die Setzkartoffeln wurden Ende April / Anfang Mai in die Erde gelegt. Das Kartoffelsetzen begann mit sorgfältigen Vorbereitungen. Auf den Höfen sah man Frauen und Mädchen vor Kartoffelhaufen sitzen oder stehen, die zum setzen bestimmt waren und die den Winter über als Setzkartoffeln getrennt von den anderen Kartoffeln im Keller gelagert wurden. Sie waren nicht zum Verzehr bestimmt und durften natürlich auch nicht als Viehfutter verwandt werden. Jeder Bauer achtete genau darauf, daß dies streng eingehalten wurde. Vor dem Setzen wurden die Kartoffeln aus dem Keller geholt und auf eine trockene, saubere Stelle des Hofes geschüttet. Die Frauen sortierten dann die guten Früchte aus, die anderen kamen in den Keller zurück oder wurden, wenn sie angefault waren, weggeworfen. Man verwandte zum Pflanzen am liebsten mittelgroße Kartoffeln, ganz große wurden in einzelne Stücke geschnitten, von denen jedes mindestens zwei oder drei Keime (Augen) haben sollte. Diese sortierten Kartoffeln wurden in Säcke gefüllt, auf den Wagen geladen und mit dem Kuh- oder Pferdewagen aufs Feld gefahren. Solche Pflanzkartoffeln konnten nur vier bis sechs Jahre verwandt werden, dann mußten neue gekauft werden, denn die alten Kartoffeln brachten keine gute Ernte mehr.
Bei dem Ackern mit dem Kuhgespannpflug wurden in jeder dritten Furche die Kartoffeln im Abstand von etwa 30 cm mit der Hand reingelegt. Bei der nächsten Furche wurden dann die Kartoffeln mit Erde bedeckt.
Die meisten Frauen hatten eine Sackschürze umgebunden, die zwei unteren Zipfel wurden mit Stricken verlängert und um den Hals befestigt. Einige wenige benutzten auch eine größere Blechschüssel, die vor dem Bauch angebracht war. In diesen Schürzensack oder in die Schüssel konnte man genügend Kartoffeln füllen, die meist für eine Furche ausreichten. Das war bequemer, als einen gefüllten Eimer mühsam in der Hand zu tragen.
Hatte man den ganzen Tag über Kartoffeln gesetzt, dann war man am Abend todmüde; vor allem galt das für die Kinder. Zu Hause warteten auf die Erwachsenen dann noch die tägliche Stall- und Hausarbeit. Als mit dem Einzug der Schlepper die Kartoffellegemaschine kam, erlebte der Kartoffelanbau seinen Höhepunkt.
Grünfutter (Gras)
Ab Mitte Mai wurde Grünfutter geholt. Das Gras wurde ganz früher in sog. ,,Pleatzer“ (viereckige Sackleinentücher mit 4 Bändern) eingebunden und zum Teil auf dem Kopf nach Hause getragen. Später wurde es dann mit Wagen geholt. Jeden Morgen nach dem Füttern spannte man die Kühe an und holte mit dem Kastenwagen Futter. Das Gras musste mit der Sense gemäht und mit der Gabel aufgeladen werden. Zuhause wurde es in der Scheune auseinander gezogen, damit es nicht warm wurde, denn warmes Gras dürfen die Kühe nicht fressen. Deshalb wurde auch jeden Tag frisches Gras geholt; außerdem wurden auch Kleie, Futterraps und Rübenblätter gefüttert. Seit den 50er Jahren brachte auch hier der Fortschritt, z.B. durch Schlepper mit Mähbalken, Ladewagen (wobei das Gras maschinell aufgeladen wird) oder Kreiselmäher große Arbeits- und Zeitersparnis.
Im Sommer 1956 erwischte Heinrich Grebe, Redakteur der Hinterländer Anzeigers, gerade Bürgermeister Erwin Reh, wie er mit seinen beiden Söhnen Friedhelm und Rudolf ins Feld fährt, um Gras für das Vieh zu holen.
Quellen Giesela Pracht, Buchenau (Flachs Gisela), Hinterländer Anzeiger, Heinrich Grebe, Wallau, Aufnahme von Heinrich Grebe ,Wallau
Arbeiten und Tätigkeiten im Sommer
Heu- und Grummeternte
Heuernte
Nach Pfingsten begann die Heuernte. Maschinen waren noch keine zur Hand. Morgens, in aller Frühe (4 Uhr), wenn der Tau noch auf dem Gras lag, zogen die Schnitter mit ihren Sensen auf die Wiesen. Man stellte sich nacheinander auf und mähte mit der Hand. Zuvor wurden die Sensen mit dem ,,Wätzesteh“ gewetzt (geschliffen bzw. geschärft), der in dem mit einem Ledergürtel an der Hüfte hängenden ,,Schlockerfaß“ (meistens ein altes Kuhhorn) steckte. Mähen mit der Sense war eine körperlich sehr anstrengende und langwierige Arbeit. Meist waren es daher die Männer, die diese Tätigkeit ausübten. Nicht nur die alten, sondern auch junge, arbeitserfahrene und an das Mähen gewöhnte Männer waren müde und erschöpft, nachdem sie stundenlang mit der Sense in den schwieligen Händen gemäht und Gemoare fier Gemoare niedergelegt hatten.
Bis zum Sonnenaufgang hatte sich mancher schon so angestrengt, daß er in Schweiß gebadet war. Etwa 3 Tage lang wurde das Heu mehrmals mit dem Rechen ,,gewahnd“ (gewendet). Schien es Regen zu geben, so setzte man das Heu auf ,,Kähjeln“ (Haufen), die dann bei Sonnenschein wieder ausgebreitet wurden. Wenn das Gras dürr war, wurde es mit dem Kuhgespann und dem Leiterwagen nach Hause geholt. Zuhause wurde der Wagen in der Scheune mit der Gabel abgeladen. Die Kinder halfen auf dem Heuboden beim Heu festzutreten.
Durch den Einzug der Mähmaschine in den 30er Jahren gab es große Erleichterungen. Man brauchte nicht mehr unter großer Kraftanstrengung mit der Sense das Gras zu mähen. Es wurden zwei Kühe vor die Mähmaschine gespannt. Allerdings das Heumachen mußte weiterhin mit der Hand gemacht werden. Beim Abladen brachte in den 40er Jahren der Greifer (Heuaufzug) eine weitere große Hilfe. In den 50er Jahren kamen die ersten Schlepper ins Dorf. Diese hatten angebaute Mähbalken, und die Mähmaschinen waren überholt. Zur Erleichterung des Heumachens kamen dann die Heuwender. In den folgenden Jahrzehnten kamen weitere moderne Geräte dazu: wie z.B. der Ladewagen, das Kreiselmähwerk, die Hochdruckpressen.
Viele Leute machen heute weniger Heu; stattdessen, vom guten Heuwetter unabhängig, Silage oder Rundballensilage.
Grummet
Während bzw. nach der Getreideernte begann der 2. Heuschnitt, das ,,Grummetmachen“. Da mußten die Sensen gut ,,gedeangelt“ (gehämmert) und gewetzt sein, sonst schnitten sie das feine Gras nicht. Die Nächte waren länger und der Tau lag bis Mittag auf den Wiesen. Daher mußte das Grummet abends ,,gekäjelt“ werden, sonst wurde es am nächsten Tag nicht dürr.
Die Fortschritte beim Grummetmachen waren die gleichen wie bei der Heuernte.
Im letzten Jahrzehnt ging man immer mehr dazu über, die Wiesen abzuweiden oder Silage herzustellen.
Arbeiten im Spätsommer und Herbstanfang
Getreideernte
Etwa. 8 Wochen nach der Heuernte begann die Getreideernte. Ganz früher wurde das Korn noch mit der Sichel geschnitten. Später kam dann schon eine Erneuerung, die Sense und der ,,Fletch“. Die mit der Hand eingebundenen Garben wurden zu neunt zu einem ,,Höchel“ (Hügel) aufgestellt. War das Korn nach einigen Tagen gut ausgetrocknet, so wurden die Garben mit dem Kuhwagen heimgefahren und abgeladen. Damit bei dem Auf- und Abladen sowie auf der holprigen Fahrt keine Körner verlorengingen, war der Leiterwagen mit dem ,,Woaduch“ bzw. ,,Ährnduch“ (Leinentuch) bespannt.
Kornhausten hinterm Stein um 1964
Getreideernte mit Sense und Sichel
Getreidesichel / Kornhausten mit „Haube“
Repro Manfred Geil (Dönges)
Wie schon bei der Heuernte, so war auch bei der Getreideernte die Mähmaschine unentbehrlich. Aber auch hier brachten die Schlepper die große Wende. Mit dem Getreidemähbalken am Schlepper ließ sich die Fraucht besser mähen als mit dem Kuhgespann.
Dem Mähbalken folgte der Selbstbinder, und seit Mitte der 60er Jahre bis in die heutige Zeit (natürlich mit immer verbesserter Technik) wird die Getreideernte mit dem Mähdrescher durchgeführt.
Dreschen des Getreides
Jahrhundertelang wurde das Getreide mühevoll mit Drehflegeln gedroschen. In den 20iger Jahren wurden die ersten Dreschmaschinen mit eingebautem Elektromotoren hergestellt. Auch Simmersbach hatte eine Dreschhalle. Bauern mit einer kleinen Scheune konnten das Getreide gleich nach der Ernte in der Halle dreschen. Bei den größeren Bauern wurde die Dreschmaschine nach der Ernte mit Menschenkraft, in den 50er Jahren mit Schleppern, von Hof zu Hof transportiert.
Zur Dreschmaschine gehörte zu meiner Zeit Schneidersch Willi, der die Dreschmaschine wartete und Probleme beim Betrieb der Dreschmaschine am Geräusch erkannte.
Die Garben wurden von oben aus der Scheune auf die Maschine geworfen und auf die Trommeln aufgelegt. Die Körner liefen in die hinten angebrachten Säcke, die dann zum Lagern auf die ”Öwerschläp” getragen wurden. Das leere Stroh wurde neu eingebunden und mußte zurück unter das Dach in der Scheune gegabelt werden. Beim Dreschen brauchte man mindesten 5-6 Helfer, dabei half sich gegenseitig. Das Ganze war eine staubige und schmutzige Arbeit, die hungrig machte. Nach dem Dreschen wurde der Staub mit einem Bier hinuntergespült.
Später kamen dann Strohpressen, wobei einige Helfer eingespart werden konnten. Mit zunehmenden Fortschritt und dem Einsatz von Mähdreschern ging es in den 70er Jahren mit dem dreschen der Dreschmaschine zu Ende. Die Dreschhalle fiel dieser Entwicklung zum Opfer und steht nicht mehr.
Bevor der „Raiffeisen“ Dreschmaschinen am „Sauweg“ in einer Dreschhalle stehen hatte, wurden die Dreschmaschine von Karl Schneider und Christian Hinn (Schmitz) zu den größeren Bauern gefahren und man drosch in deren Scheune, die kleinen Bauern fuhren ihr Getreide zum Dreschplatz. Karl Schneider und Christian Hinn (Schmitz Christian) waren die Besitzer von Dreschmaschinen. Christian Hinn hatte seine Station erst an der Hauptstrasse, später am Ortsrand bei den „Suppäckern“. Erst später betrieb die Raiffeisengenossenschaft zwei Dreschmaschinen in einer Halle am „Sauweg“
Dreschvorgang in den 30.iger In dem vierrädrigen Wagen befand sich der E-Motor, der die Dreschmaschine antrieb. Die Maschine wurde zu den größeren Bauern gefahren und man drosch in deren Scheune, die kleinen Bauern fuhren ihr Getreide zum Dreschplatz.
Die Dreschhalle ist nach einem nächtlicher Brand eingeäschert
Die Dreschhalle (Maschinenhalle) ist durch einen Brand eingeäschert und alle dort gelagerten landwirtschaftlichen Maschinen verbrannten. Die Brandursache ist ungeklärt
Im Frühjahr 1961 fiel in einem sehr schnell um sich greifenden Brand in der Nacht zum Freitag die Dreschhalle der hiesigen Raiffeisengenossenschaft vollständig zum Opfer. Die auf einem Steinfundament stehende gezimmerte Halle brannte binnen kurzer Zeit restlos nieder. Dabei wurden auch die darin untergebrachten beiden Dreschmaschinen, ein Schlepper, eine Kartoffeldämpf-Anlage und mehrere, die Arbeit der Simmersbacher Landwirte erleichternde Geräte, vernichtet. Die örtliche Feuerwehr war fünf Minuten nach ihrer Alarmierung zur Stelle, konnte aber nur noch das schon in sich zusammengebrochene Balkenwerk löschen.
Das Feuer in der oberhalb des Dorfes am Ausgang in Richtung Oberdieten stehenden Halle hatten die Mieter in der „alten Schule“ (Rathaus) zuerst gesehen und alarmierten durch die auf dem Rathaus befindliche Sirene um 2.20 Uhr die Freiwillige Feuerwehr. Inzwischen hatten auch Gäste einer nahegelegenen Pension den Feuerschein bemerkt, der gerade in Ihr Schlafzimmer fiel. Sie weckten den Pensionsinhaber, der über das Telefon Bürgermeister Geil informierte.
Die Wehr verlegte an der Brandstelle 300 m Schlauchleitung. Sie mußte vor allem Sorge dafür tragen, daß durch Funkenflug, verursacht durch den in Richtung Dorf wehenden starken Wind, und davonfliegende brennende Stücke von Dachpappe der neben der Halle stehende gewerbliche Betrieb nicht in Brand geriet. Die auf den Wiesen in der Umgebung der Halle stehenden Obstbäume verkohlten oder versengten. Das oberhalb der Genossenschaftshalle stehende Haus erlitt Schäden am Dachbelag.
Am Freitagmorgen bot die Brandstelle ein trostloses Bild. Über den Dreschmaschinen, dem Schlepper und den anderen Geräten lagen die verkohlten Balken der Halle wirr durcheinander. Die Bretter der Seiten wände waren restlos verbrannt, ebenfalls die Holzkonstruktionen der Dreschmaschinen, von denen eine neuzeitliche einen eingebauten Binder besaß, die andere einen separaten Binder. Die zum größten Teil aus Blechteilen bestehende Dämpfanlage war ausgeglüht. Nichts ist mehr von den Maschinen usw. zu gebrauchen, jedoch sind sie samt dem Bauwerk versichert. Über den Schaden konnte man am Freitagmorgen noch nichts Genaues sagen, jedoch dürfte er bei 30.000 Mark liegen.
Was von der ausgebrannten Dreschhalle mit Dreschmaschine und „Dämpfkolonne“ übrigblieb
Über die Brandursache war ebenfalls noch nichts zu erfahren. Die Polizei war bereits in der Nacht an der Brandstelle, auch die Kriminalpolizei in Marburg wurde verständigt. Simmersbacher wiesen darauf hin, daß in der Halle keine elektrische Leitung gelegen habe, ein Kurzschluß also nicht in Frage kommen könne. In der Halle, die auch als Dreschhalle diente, lagerten auch keine brennbaren Stoffe, wie Stroh oder Heu.
Quelle Privatarchiv Lehrer Kurt Unzner (Reportage vermutlich in der Dill-Zeitung)
Der Vorsitzende richtete dabei noch einmal einen Appell an alle, daß man nichts unversucht lassen sollte, der Brandstifter ausfindig zu machen, damit dieser einer gerechten Strafe nicht entgehen sollte. Außerdem erwähnte er, daß man Seitens des Vorstandes ist man darüber überein gekommen, die Dreschhalle schnellstens wieder aufzubauen und es zunächst bei einer Dreschmaschine mit einer Kapazität von etwa 40 bis 50 Zentnern zu belassen.
In den Diskussionen wurde aber auch die Anschaffung eines Mähdreschers auf genossenschaftlicher Basis vorgeschlagen.
Vor einer vorschnellen, unwirtschaftlichen Investition wurde gewarnt, denn man müsse berücksichtigen, dass die Genossenschaft vor der unvorhergesehen Brandkatastrophe bereits mit dem Bau eines Waren- und Lagerhauses begonnen habe, das noch nicht ganz fertiggestellt sei und bereits 22.000 DM gekostet habe.
An der gleichen Stelle, wo die Dreschhalle mit zwei Dreschmaschinen, nachts abbrannte, eine neue Halle mit denselben Abmessungen errichtet werden.
Einige waren der Meinung, man könne sich der immer weiter fortschreitenden Technik nicht einfach verschließen. Andere wiederum hatten bedenken daß die in der hiesigen Gemarkung vorherrschenden Kleinparzellierung mit einer Größe von etwa 7 – 9 ar im Durchschnitt, die Anschaffung eines Mähdreschers nicht rentabel sei und mit einem sehr hohen Verschleiß gerechnet werden müsse. Hierzu sagte der Vorsitzende Friedrich Reh, daß die in Eibelshausen und Mandeln neu gekauften Mähdrescher auch in Simmersbach eingesetzt würden, so daß in Zukunft eventuell nur eine Dreschmaschine ausreichen würde. Außerdem könne man sich in den Gemarkungen Eibelshausen und Mandeln einen Einblick in die Arbeitsweise eines Mähdreschers verschaffen.
Am Ende der Versammlung wurde der Vorschlag – die Dreschhalle noch einmal aufzubauen – als Lösung akzeptiert. Ende der sechziger / Anfang der siebziger Jahren wurde der Dreschbetreib eingestellt, da die Bauern ihr Getreide direkt auf Ihren Äckern durch Mähdrescher ernten ließen.
Quelle Dill-Zeitung vom Frühjahr 1961
Kartoffelernte
Mitte September oder Anfang Oktober, je nach den klimatischen Bedingungen, wurde dann mit dem Kartoffelausmachen begonnen. Die ersten Kartoffeln wurden Eimerweise für den täglichen Bedarf mit dem „Karscht“ ausgemacht. Beim Kartoffelausmachen wurde alle Familienmitglieder und Verwandte mobilisiert. Die Kartoffeln wurde Furche für Furche, mit einem speziellen Kartoffelpflug, ausgeackert. Man teilte dann die Arbeit so unter sich auf, einige Meter der Furche zum lesen zugeteilt bekam. Alle Familienmitglieder, Frauen, Kinder, aber auch die Männer, ebneten mit bloßen Händen die aufgeackerten Furchen ein und warfen die Kartoffeln, die auf diese Weise zum Vorschein kamen, in abständen von etwa 2-3m auf eine Brähe, oder wenn das Wetter schlecht war, in bereitstehende Körbe, die dann in Säcke umgefüllt wurden. Beim abschließenden Lesen wurden die großen und ansehnlichen Knollen getrennt von den kleinen und angehackten oder von der Pflugschar zerschnittenen, denn die waren zur Viehfütterung bestimmt. An den kurzen Herbsttagen, an denen die Dunkelheit schon früh einsetzte, mußte man sich beeilen, um die Tagesernte am Abend nach Hause zu bringen. Der zu der Jahreszeit schon besonders in den Höhenlagen oft einsetzende Nachtfrost hätte die Ernte nämlich vernichten können, wenn die Kartoffeln über Nacht auf dem Felde geblieben wären. Alle waren froh, wenn die vollen Säcke am späten Nachmittag in langen Reihen auf dem Acker standen, dann auf den Wagen geladen und nach Hause gefahren werden konnten. Dort begann dann das mühsame Abladen. In vielen Häusern führten enge, steile Treppen in die niedrigen Keller, in denen die Kartoffeln gelagert wurden. Sack für Sack mußte unter größter Kraftanstrengung nach unten getragen werden. In früheren Zeiten mußten auch Heranwachsende, noch halbe Kinder, mithelfen, die vollen Kartoffelsäcke in den Keller zu tragen. Im Keller wurden die großen guten Kartoffeln von den kleinen für Futterzwecke wurden getrennt gelagert. Man war vor allem froh, wenn man die Kartoffeln bei Sonnenschein ernten und am Abend trocken in den Keller schütten konnte. Oft kam es jedoch vor, daß ein naßkalter Herbstregen schon am Morgen einsetzte und die Menschen – die gezwungen waren, Säcke zum Schutz über die Köpfe zu stülpen, so daß nur noch das Gesicht aus der Umhüllung heraussah – den Tag über frierend arbeiteten. Die klebrige Erde mußte dann mit kalten Händen von den Kartoffeln abgestreift werden, dann hatten die vermummten Arbeitsleute die nassen Knollenfrüchte in die Körbe zu werfen und schließlich in die Säcke zu füllen. Bei einem sonnigen Herbsttag, an dem die Kartoffeln trocken waren, sah man am Abends die „Kartoffelfeuer“ brennen. Die dürren Kartoffelsträucher wurden auf einzelne Haufen zusammengeharkt und angezündet. Die Kinder, auch viele Erwachsene, legten dann Kartoffeln in die Asche des niedergebrannten Feuers. Die waren im Nu gar und schmeckten besonders gut. Die Situation eines solchen Arbeitstages, an dem man sich über Sonne und Trockenheit, aber auch über die Mahlzeiten auf dem Feld – den Schinken und den Schwartenmagen, den Kaffee und den Zwetschenkuchen – freute.
Es hat auch Jahre gegeben, in denen durch langen Regen viele Kartoffeln im Boden verfault sind und auch ein Großteil des Getreides vernichtet worden ist. Wenn dann die Bauern dann nur eine kleine Ernte einfahren konnten, dann herrschte wirklich echte Not, an die uns einige Sprichwörter erinnern.
In der Not schmeckt jedes Brot; Geduld und Spärlichkeit (Sparsamkeit) hilft auch durch die schlimmste Zeit; Hunger und Not haben keine Angst vor dem Tod.; Hunger und Not machen den Menschen tot.
Kartoffeldämpfen
An einigen Tagen ist die Kartoffeldämpfmaschine“, oder „Dämpfkolonne“ – wie sie von den Landwirten genannt wird – im Dorf untrwegs. Etwa 13 Landwirte bedienen sich dieser Einrichtung, um ihre Kartoffel einzusilieren. Abgesehen von den arbeitstechnischen Vorteilen, die sich daraus für die einzelnen Landwirte ergeben, werden hierbei die sonst immer wieder auftretenden Verluste durch das Faulen der Kartoffeln vermieden. Der vorausschauende Landwirt sieht in seinem Silo (sei es für das Grünfutter- oder Kartoffelsilo) eine „Sparbüchse“ für seinen Betrieb, auf die er nicht verzichten möchte. Aus diesen Gründen sollte sich der eine oder andere Landwirt einmal reichlich überlegen, ob nicht für ihn auch ein Silo zweckmäßig sei, zumal von Seiten des Staates hierfür Zuschüsse gewahrt werden, über die die Landwirtschaftsschulen genaue Auskunft geben.
Zu einigen Bauern, die ein Silo hatten, wie Liersch, Glasnersch und Schmitz kam eine Kartoffeldampfkolonne, diese fuhr dann von Hof zu Hof und wurde von einem Maschinisten bedient. Die Dämpfkolonne bestand aus dem fahrbaren Dampfkessel, der mit Holz und Kohle aufgeheizt wurde, 3 Kesseln für Kartoffeln (Fassungsvermögen ca. 6 – 7 Zentner), einem Fahrgestell und einer Kartoffelmaschine. Später wurden im Zuge der technischen Entwicklung Ölbrenner eingebaut.
Der mit Wasser gefüllte Dämpfer wurde aufgeheizt, und der Dampf strömte dann in die mit gewaschenen Kartoffeln gefüllten Kessel; die Garzeit dauerte ca. ½ Stunde. Anschließend wurden die Kessel in ein Holz- oder gemauertes Silo gefahren. Die Kartoffeln wurden festgestampft, was eine schweißtreibende Arbeit war; danach luftdicht abgedeckt, und nach 6 Wochen konnte die Silage gefüttert werden.
Für uns Kinder in den 50iger und 60zigern war das eine schöne Zeit. Der Dämpfer war immer umlagert. Denn war ein Kessel gar, fielen immer Kartoffeln zum sofortigen Verzehr ab, und die schmeckten nicht nur den Schweinen.
In den 50er und 60er Jahren wurden immer mehr Schweinekartoffeln angebaut und Schweine gefüttert, da die Fleischpreise hoch waren. Mit dem Fall der Preise in den 70er Jahren lohnte sich der Anbau nicht mehr und die Dämpfkolonne wurde stillgelegt.
In einigen Dörfern werden Dämpfkolonnen von einer Interessengemeinschaft instand gehalten und kommen bei stehenden Festzügen wieder zur Geltung.
Kartoffeldämpfen auf Dönges Hob
Von links nach rechts: Name nicht bekannt, Name nicht bekannt,Hermann Geil (Dönges), Anna Geil (Dönges), Name nicht bekannt, Gudrun Theiß (Theise, Rainer Wagner (Gasse), Name nicht bekannt, Klaus Rein (Hennasch), Name nicht bekannt, Hans-Jürgen Jacobi (Groawe), Horst Rein (Schreinasch), Ulrich Theiß ?? (Theise), Brigitte Geil (Iwels), Gertraud Jacobi (Groawe)
Von links nach rechts: Hermann und Anna Geil (Dönges), Name nicht bekannt, Rainer Wagner (Gasse), Name nicht bekannt, Name nicht bekannt, Horst Rein (Schreinasch), Hans-Jürgen Jacobi (Groawe), Name nicht bekannt, Name nicht bekannt, Gertraud Jacobi (Groawe), Name nicht bekannt, Gudrun Theiß (Theise), Ulrich Theiß (Theise), UlrichMüller (Owermellasch), Gerd Wagner (Gasse), Werner Hain (Haine) ??, Klaus Rein (Hennasch)
Beim Dämpfen der Kartoffeln musste man als Kind immer Salz in der Tasche haben und die Kartoffel wurden ungeschält aus der Hand gegessen, das sie sonst nicht schmeckten.
Im Jahre 1959 konnte zum letzten Male die hiesige Dämpfanlage, die der Raiffeisengenossenschaft gehört, benutzt werden, da dieselbe schon ziemlich verbraucht war. Wegen der zu hohen Reparaturkosten lohnte sich eine Instandsetzung nicht mehr. Die Neuanschaffung einer solchen Anlage dagegen unterblieb wegen zu geringer Beteiligung. Daher war man im vorigen Jahre froh, daß mit der Nachbargemeinde Oberhörlen eine Regelung getroffen werden konnte, wonach diese ihre Anlage auch für die hiesige Gemeinde in Zukunft gegen eine Leihgebühr zur Verfügung stehen wird. Somit kann von einer „Nachbarschaftshilfe“ auf dem Sektor der Landwirtschaft gesprochen werden.
Obwohl es hier schon spätabends war, durften, da Herbstferien waren, die Kinder nicht nur bei der Dämpfarbeit zusehen. Es gab dampfgegarte Kartoffel und dabei, falls vorhanden, sogar mitgebrachte Mettwürstchen. Die Mettwürstchen wurden mitgegart und dann zusammen mit den gegarten Kartoffeln mit Schale verspeist. Beim Dämpfen der Kartoffeln musste man als Kind Salz in der Tasche haben und die Kartoffel wurde mit Schale aus der Hand gegessen, sonst schmeckten sie nicht.
Quelle Hinterländer Anzeiger vom 7. Okt. 1965, Heinrich Grebe, Dill-Zeitung vom 6. Okt. 1961, Fotos Heinrich Grebe, Wallau
Aufgaben im Spätherbst und Winterzeit
In der Winterzeit ruhten die Arbeiten in der Landwirtschaft weitgehend und man konnte die landwirtschaftlichen Arbeitsgeräte in Ordnung bringen. Defekte oder verlorengegangene Holzzinken an den Rechen wurden durch neue, handgefertigte Zinken ersetzt
Viele Männer arbeiteten im Wald als Holzfäller oder verdienten sich in kleinen heimischen Handwerksbetrieben ein Zubrot. Diejenigen, die keine zusätzliche Arbeit fanden sowie die älteren Männer, reparierten die landwirtschaftlichen Geräte und trafen Vorkehrungen für das neue Jahr:
,,Reiserbärse“ (Reisigbesen) wurden selbst gebunden. Das Reisig wurde man unter Aufsicht des Försters von Birken geschnitten. Strohseile wurden aus Roggenstroh geknüpft.
Körbe wurden aus Weiden geflochten. Es bedurfte doch gewisser Kenntnisse, um einen Korb herzustellen. Hauptwerkzeuge waren dabei Messer, Schere und das ,,Plowwel“ (Schlagholz).
Birnen und Pflaumen kochen
Birnen und Pflaumen wurden zu ,,Schwarze Bodder“ (Marmelade) gekocht. Diese wurde dabei 6 – 8 Stunden lang mit einem großen Holzrührer umgerührt. Meine Mutter hat früher jedes Jahr Quetschemus gekocht und für mich war das immer der Himmel auf Erden – frisches Brot, dick mit Butter bestrichen und obendrauf Quetschemus – einfach nur köstlich.
Besenbinden
Die Besen wurden meist nur für den Eigenbedarf hergestellt. Einige besserten mit dem Verkauf von Besen aber auch Ihr kärgliches Einkommen auf. Die Besenreiser hierzu wurden bereits nach dem Laubfall im Herbst geschnitten. Die Besen wurden hauptsächlich aus Birkenreisig hergestellt, manchmal wurde aber auch Ginster genommen. Zur Herstellung eines Reisigbesen mussten in der Saftruhe trockene, schlanke Birkenzweige ohne Blätter geschlagen werden. Bereits frühzeitig hatten man sich im Wald umgesehen. Man suchte Stellen, wo auf kleinstem Raum die besten Reiser abgeschnitten werden konnten und anschließend von dort günstig transportiert werden konnten. Die Besen wurden meist in der warmen Stube gebunden. Zuerst sortierte man die Birkenreiser nach der Größe. Eine Hand voll kleiner Reiser wurde dann für die Mitte fest zusammen gebunden, rundum fügte man größere hinzu bis der Besen sein richtiges Format hatte. Nun kamen an jeden Besen drei bis vier „Kringel“, die die Besenreiser zusammenhielten. Anschließend mussten die Besen noch eine gewisse Zeit trocknen.
Die „Kringel“ wurden meist auf einem kegeligen Formstab in verschiedenen Größen aus frischen, naturfeuchten Haselrispen oder Weidezweigen geflochten. Nach dem trocknen zogen sich diese fest zusammen, später hat man für das zusammenhalten des Besens Draht statt „Kringel“ benutzt.
Quelle Bericht vom 11. Juli 2015 aus“ Freizeit Damals“ von Helmut Serowy
Spinnen
Die gewaschene und vorbereitete Schafwolle wurde über Winter von den Frauen zu Wolle gesponnen, und anschließend beim Weben oderStricken weiterverarbeitet. Zum Spinnen besaßen die Frauen gedrechselte und mit Elfenbein oder Ornamenten besetzte Spinnräder, am Haltestab (Rochel) waren Flachs oder Wolle mirt einem bunten Seidenband kunstvoll befestigt. Die Spinnräder wurden über Generationen weitervererbt.
Spinnen in „Raue“
Es gab mehrere ‘Spinnstuben’-Gemeinschaften. Die Mädchen trafen sich reihum zum Stricken, Spinnen und Scherzen. Die Burschen fanden sich nach und nach ein. Manchmal ging, wie zufällig, das Licht aus (Pause, Lichtstunde). Wenn ein Bursche ein bestimmtes Mädchen nach Hause bringen wollte, dann hat er ihr das Spinnrad getragen. Zum Winterausgang gab es meist eine heimliche Spinnstube. Die Jungens suchten dann das ganze Dorf ab.
Weben
Auch beim Weben von Trachtenröcken und Männerhosen wurde Schafwollgarn mit eingewebt. Diese Tuchart nannte man ,,Bärerwans“ (Beiderwand). Für Wäsche und Bettzeug wurde das Leinen auch selbst auf dem Webstuhl hergestellt. Der Leinsamen wurde im Frühjahr (am 100. Tag im Jahr) ausgesät. War die Saat etwa handbreit aufgegangen, wurde sie gejätet. Der Flachs blühte dann später und wurde noch vor der Kornernte gerupft und ,,gereafft“, d.h., der Samenknoten wurde abgestreift. Dieses ging meistens am Abend mit großem Hurra vor sich, denn es war nur die Jugend, die sich dazu bereitfand. Am anderen Tag wurde der Flachs auf Ödland zum Trocknen ausgebreitet. Im Spätsommer wurde er dann in der Scheune gelagert. Im nächsten Frühjahr, wenn die Aussaat vorbei war, bereitete man den Flachs zum Weben vor: Er wurde auf der ,,Breache“ ,,gebreacht“, geschwungen und ,,geheachelt“. Nun war die Rohfaser Flachs zum Spinnen und Weben fertig. Aus der Flachsfaser wurde der Leinenfaden. Gewebt wurde meist über Winter, dazu wurde der Webstuhl in der Stube aufgestellt, und aufgebäumt, d.h. die Kettfäden wurden gespannt. Dies war eine aufwendige Arbeit. Bei reinem Leinentuch waren Kett und Schußfäden aus Leinen, bei „Böhwelstuch“, die Kette und Schuß aus Baumwolle. Für Trachtenröcke und Männerhosen wurde „Bärerwans“ (Beiderwand) hergestellt, das heißt, die Kette war Leinen und der Schußfaden war Schafwollgarn. Für Tisch- oder Bettwäsche wurden mit blau oder rot eingefärbten oder mit dicken Fäden kunstvolle Muster eingewebt.
Sonstige Arbeiten und Tätigkeiten
Buttern
Butter wurde ebenfals in den bäuerlichen Betrieben selbst hergestellt. Die Kühe wurden hauptsächlich von den Frauen mit der Hand gemolken. Ganz früher wurde die Milch in Steintöpfen beiseite gestellt, bis sie sauer war. Dann wurde der Sauerrahm abgeschöpft und in einem Butterfaß zu Butter „gestrombt“ (gestampft). Die Buttermilch war eine Delikatesse. Später gab es dann schon Zentrifugen, welche Magermilch und Rahm trennten. Die fertige Butter wurde an Händler und private Leute verkauft. Auch Koch- und Handkäse wurden selbst erzeugt. Durch die Erfassung der Milch durch die Molkereien entfiel das Buttern.
Brotbacken
Unser tägliches Brot gib uns Heute“, so beten wir noch immer. Aber für die vielen von uns ist das meistens heute nur noch ein Lippenbekenntnis Wer macht sich da noch Gedanken wie wichtig das tägliche Brot für unsere Vorfahren war, auch noch in den Notzeiten während und nach den Kriegen im 20. Jahrhundert.
Das Brot musste man selber backen und das gebackene Brot musste dann so aufgeteilt werden, dass er etwa für zwei bis drei Wochen reichen musste. Das Mehl zum Brotbacken wurde aus selbst angebautem Roggen gemahlen, aber bis aus dem gesäten Roggenkorn Mehl wurde war das auf dem Acker eine sehr anstrengende Arbeit. Vom Säen bis zum Ernten verging fast ein Jahr. Das Brot war Hauptnahrungsmittel, eine schlechte Ernte oder gar ein Unwetter, das die Ernte vernichtete, hatte eine Hungersnöte zur Folge, wie in Chroniken berichtet wird.
Hier einige Beispiele für Hungersnöte:
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Durch Dürre oder Nässe waren 1629 die Früchte so schlecht geraten, dass das Elend im Jahre 1630 sehr groß und in allen Teilen des Landes starben Menschen vor Hunger. Man backte Brot aus Eicheln, Hanfkörnern und Wurzeln und trotzdem war der Hunger nicht zu stillen.“
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Auch im Jahre 1726 entstand eine große Not durch Dürre und bei großer Hitze, dass alles zu verbrennen drohte.
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1842-1846 herrschte eine so große Trockenheit, dass die Vorräte im Herbst schon aufgebraucht, die Leute wussten nicht, wie sie den Winter überstehen sollten. In diesen Jahren stiegen die Fruchtpreise in eine ungewöhnliche Höhe. So kostete in 1842 das Mött (4 Marburger Mesten = 4/5 Malter) Korn 18 – 20 Gulden.
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Die letzten Hungerjahre im Hinterland gab es in der Zeit von 1817 bis 1840. Noch im Jahr 1848 mußte Korn aus Frankfurt eingeführt werden.
Brotbacken, das war immer ein wichtiges Ereignis und erfolgte in der Regel alle zwei bis drei Wochen im „Bakkes“. Die Bedingungen für das benutzen des Backhauses waren sehr streng geregelt.
Wollte man Brot backen, so musste man einen Tag vorher zum „Losen“, um dort die Reihenfolge beim Backen zu festzulegen. Zu diesem Zweck gab es „Bakkbretscher“ mit aufgedruckten Namen. Sobald der Termin bekannt war, trafen sich diejenigen, die am nächsten Tag backen wollten, im „Bakkes“.
Die „Bakkbretscher“ wurden in eine Schürze geworfen und dann die Reihenfolge gezogen, in der am nächsten Tag gebacken werden durfte. Abends wurde der Sauerteig angesetzt. Am nächsten Morgen wurde dann der Brotteig zubereitet, und zwar mit Sauerteig, Mehl, Wasser und Salz. Anschließend musste der Teig gemengt und geknetet werden, bis er geschmeidig genug war. Nach dem Aufgehen des Teiges wurde dieser steif gemacht und erst dann wurden die Brote geformt bzw. ausgehoben und auf Backbretter gelegt, meist hatte man zwei Backbretter mit je 6-7 Brotlaiben. Das ausgehobene Brot wurde dann mit einem großen Tuch abgedeckt, damit der Teig nochmals gehen konnte.
Währenddessen fuhr man die sogenannten Backreiser in das Backhaus, die Buschreiser wurden während des Holzmachens im Winter aus dem Wald mitgebracht. Jetzt wurde der Backofen angeheizt. Wer als Erster an der Reihe war, benötigte einige Backreiser mehr zum Anheizen, weil der Ofen morgens ja noch kalt war. Sobald die Steine, mit denen der Backofen ausgemauert war, heiß waren, war es im Backofen heiß genug.
Bevor nun das Brot hineingegeben wurde, mußte die Glut mit der „Kratze“ aus dem Ofen geholt werden. Bei der Kratze handelte es sich um eine Stange, an der vorne ein dickes Brett befestigt war.
Anschließend benutzte man den „Wisch“ zum Saubermachen. Das war ebenfalls eine Stange mit einem Sack daran. Die Kratze und der Wisch mussten vor dem benutzen befeuchtet werden, damit sie sich im Ofen nicht entzündeten. Das Wasser hierfür holte man aus dem Backesborn, der sich neben dem Backhaus befand. Als dann diese Vorbereitungen abgeschlossen waren, konnte man erst das Brot in den Ofen schieben.
Haler, Krätze, Wischer
Die Backbretter mit dem Brotteig, die man während des Anheizens des Backofens auf der Schulter oder mit einem Handkarren ins Backhaus brachte, wurden dazu auf einen „Backesschießer“ den sogenannten „Haler“, eine Stange mit einem breiten flachen Brett, gestellt. Bevor der Brotteig mit dem Schießer in den Ofen schoben, bespritzte oder befeuchtete (frischte) man das Brot mit klarem Wasser. Das „Frischen“ entfernte außerdem das angestaubte Mehl und brachte den Brotteig zum Glänzen. Jetzt wurde das Brot, es waren meist 12-14 „Brotlaibe“, etwa 30-40 Minuten gebacken. Es wurde nochmals herausgenommen, mit Wasser gefrischt und dann fertig gebacken. Nach dem Backen werden Laibe nochmals bestrichen, um einen Glanz auf dem fertigen gebackenen Brot zu bekommen.
Das fertig gebackene Brot wurde dann nach Hause getragen oder mit einem Handwagen gefahren, diese gebackenen Brote musste dann für einige Zeit, meist 2-3 Wochen, reichen. Da es noch keine Tiefkühltruhen gab, hat man nach einer Woche die Tage bis zum nächsten Backtag gezählt.
Etwas Brotteig und die Teigreste vom Backtrog wurden zusammengekratzt, mit Mehl zerkrümelt und in einem Säckchen an einem luftigen Ort aufgehängt und getrocknet, aus dem dann um für den nächsten Brotteig den Sauerteig zu haben.
Quellen © Heimat und Geschichtsverein Offdilln e.V. , Sophie Schön, Langenbach
De „ahle Schuul näwerm Bakkes“
„De Ahl Schuul näwerm Backes“ und Spritzenhaus lag früher an der Hauptstraße (heute Biedenkopfer) und wurde im Jahre 1858 von der Gemeinde Simmersbach erbaut.
Bis zum Jahre 1908 wurde dort die Schule abgehalten, in der unsere Ur- Urgroßväter rechnen, lesen und schreiben lernten. Als dann im selben Jahr, nämlich 1908 das neue Schulgebäude fertig war und die Schule in die neue Schule zog, diente die „Ahle Schuul“ als Bürgermeisteramt, das oberste Stockwerk wurde als Wohnraum genutzt.
Nach der Zusammenlegung 1974 mit der Großgemeinde Eschenburg stand das Gebäude leer und wurde zu verschiedenen Zwecken benutzt. Als sich die Gemeinde Simmersbach am 01. Juli 1974 Gemeinde Eschenburg anschloss, wurde die „Ahle Schuul“ umgebaut und heute, nach dem Umbau, befinden sich dort das Simmersbacher Dorfgemeinschaftshaus und ist auch das Domizil der Freiwilligen Feuerwehr (FFW) Simmersbach.
Hausschlachten
Zu einem regelrechten Fest entwickelte sich das Hausschlachten. Mit Beginn des ersten Frostes wurden ein bzw. zwei Schweine geschlachtet. Tags zuvor mußte der Kupferkessel blank ,,geschrubbt“ werden; das Schlachtgeschirr, Töpfe und Wannen wurden gründlich gereinigt, und Gewürze, Zwiebeln, Salz und ,,Woarschtkordel“ (Wurstkordel) gekauft. Schon sehr früh am Tag mußte das Wasser heiß sein, um das Schwein im Brühtrog von Haaren und Bast zu befreien. Am Abend fand dann das große ,,Schlachteessen“ statt, an dem oft ein großer Teil der Verwandtschaft teilnahm. Nachbarn, Arbeitskollegen und Bekannte bekamen ,,Woarschtsobbe“ (Wurstsuppe), die Kinder ein kleines Würstchen. Das Fleisch, die Knochen und der Schinken kamen in den ,,Solwer“, d.h., sie wurden eingepökelt. Die Kochwurst und später auch der Schinken und die Speckseiten wurden in die Räucherkammer gehängt. Jeden 2. Tag wurde geräuchert, indem man Buchensägemehl anglimmte.
Durch die strengen hygienischen Bestimmungen beim Schlachten haben sich die Hausschlachtungen überlebt.
Hausschlachtung bei Jacowis, links steht Rärschannams Ludwig, der das Schwein geschlachtet hat.
Viehzucht und Viehwirtschaft
In dem Jahr 1750 wurden 67 Ochsen, 117 Kühe, 25 Rinder, 322 Schafe und 82 Schweine gezählt.
Die Verwaltungsakte, aufgestellt am 1. August 1775, gibt nachstehenden Viehbestand wieder:
Pferde und Fohlen | 0 | Oschen | 60 |
Kühe | 120 | Faselochsen | 1 |
Zweijährige Stiere | 16 | Einjährige Zuchtvieh | 14 |
Schafe | 320 | Schweine | 56 |
Ziegen | 8 | Esel | 1 |
Bei der „Viehzählung“ am 3. Juni 1949 wurden insgesamt 349 Stück „Rindvieh“ (Kühe, Rinder, Kälber, Ochsen), 249 Schweine, 288 Schafe, 1.035 Hühner und 42 Hunde gezählt.
Schafswäsche
1935, Schafwäsche im Schafspfuhl (dem späteren Badeweiher)
Früher gab es eine große Schafherde im Dorf. Fast jeder Bauer hatte eigene Schafe. Den Winter über wurden die Schafe im Stall gefüttert. Wenn es das Wetter erlaubte (kein Schnee), kam der Schäfer mit seinem Hund und trieb die Schafe ins Freie. Abends liefen die Tiere allein wieder zurück in den Stall. Es liefen die Tiere am schnellsten, die wußten, daß zu Hause schon das Futter im Trog auf sie wartete. Jeder Besitzer hatte seine Schafe besonders gekennzeichnet.
Um Pfingsten, wenn die Sonne schon wärmer schien, wurden die Schafe in Badeweiher gewaschen. Nach 2 -3 Tagen, bis die Wolle getrocknet war, wurden die
Schafe mit der Schafschere geschoren. Die Wolle wurde dann nochmals zum Trocknen aufgehängt. Im Winter wurde sie dann selbst gesponnen und verstrickt
Wenn dann Anfang April das Wetter schön war, kamen die Schafe für immer hinaus aufs Feld. Nun wurden die Lämmchen mitgetrieben. Es war ein Geblöke und Geschreie, wenn es am Abend hinausging..
Männer und Kinder mit Strohfackeln liefen hinterher und begleiteten die Schafe bis zum ,,Pearch“ (Einzäunung auf dem Acker). Von nun an blieb der Schäfer auch nachts bei der Herde. Er schlief in seiner fahrbaren Hütte.
Um 1935 muß dieses Foto entstanden sei, denn bald danach wurde unterhalb des am Ortsausgang befindlichen Schafpfuhls ein Badeweiher geschaffen. Vorwiegend Frauen und Kinder freuen sich darüber, wie die jungen Männer in voller Montur die Schafe waschen. Auf dem Foto sind ganz vorne Alfred Dintelmann, dahinter Gustav Sauerwald (Philipps), neben Alfred Dintelmann die Brüder Reinhard und Albert Theiß (Deißschreinersch), hinter Albert Theiß mit der Soldatenmütze Ewald Geil (Grittsches) vorne rechts ist Karl Daul (Orems)
Schafscheren
Elise Theiß aus Schlessersachorems mit Ihrer Tochter Elli auf Ihrem Hof beim Schafscheren
Quelle Elli Clemens geb. Theiß (Schlessaschorems Elli)
Schweinehirten
Vereinbarung über den Lohn eines Schweinehirten 1775
Nachricht vom Hirtenlohn wegen der Schwein
Heut haben nach unter gesetzten Datum, haben wir sich in der Gemeinde Simmersbach vereinbaret, wegen der Schwein anzusetzen in den Hirten Lohn.
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Sollen alle Schweine welche allhier vor dem Hirten getrieben werden welche zu einem ganzen Jahr gerechnet werden. Ein viertel Frucht, halb Korn halb Haffer geben, sodann diese Zahlung welche zum gntzen gerechnet werden zum Petry Tag anfangen dessen doch mit dem Beding das sie doch nicht ehedar gezahlt sollen werden bis das sie drei Tage nach Petry Tag vom Hirten haben gegangen davon dann was den gantzen Hirten Lohn betrifft, sollen nicht länger genommen werden bis drei Tage vor Johanni Tag.
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Was aber den Tag nach Johanne getrieben wird, soll zum halben Lohn gerechnet werden, es sein ein altes oder junges Schwein ohne Auss Nahme, davon soll solche Zahlung genommen werden, biss drei Tage vor Martini Tag, weilen solche alter Herkunft nach von jeder gebräuchlich gewesen, Was dritten Tag vorn Hirten hat gegangen solches auch biss zur bestimmten Zeit seines Lohn hat gegeben müsse.
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Was aber an langet wann Schweine gekauft werden, solche sollen vor her gesetzten Termin genommen werden als vor und nach Johanni Tag. Wann aber an die statt gekauft so soll eine und nicht die zwo genommen werden, es sey vor oder nach Johanni Tag, wie solches die Zeit und die vor her gesetzte Termin mit sich bringen. Was aber anlngst die jungen Forkeln, die angezogen oder gekauft werden solche sollen an voriger verkaufter Städt nich gutgetn werden.
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Wann aber einem Mann die Schwein krepiert oder wär unglücklich da der Mann nichts zu könne, solches soll im Hirtenlohn frey gehen wann solches auch in obiger benannter Zahlung nicht frey oder stürbe ein Schwein oder Förkel welches schon vorm Hirtenhat gegangen. Zwischen Martini Tag und Petry Tagweilen solche noch inkeinerZahlung sein so soll solche sein ander Städt davor frey haben ein ganzes Jahr
Da nun dieses also vor hiesiges Orts bey versammelter Gemein ist verabredet und einhellig beschlossen worden wie auch allhier zum Aufsatz ist bracht, so dann auch von Geschworenen und gemeindsglieder ist eygerhändig unterschrieben worden.
So geschehen Simmersbach den 17. January anno 1775
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Johannes Heintzel, Schultheiss
Johann Jost Rein
Johann Adam Theiss, Vorsteher
Johann Heinrich Schwartz
Johannes Theiss, Vorsteher
Johann Henrich Heintzel
Johannes Theiss, Vorsteher
Johann Heinrich Wagner
Johann Jacob Reh, Bürgermeister
Johann Ludwig Conrad
Konrath Simon
Johann Heinrich Rein Ww.
Jacob Flach
Johann Jost Clemenss
Hanss Andes Berger
Johann Adam Reh
Johann Daniel Müller
Johannes Schneider
Johann Daniel Ciliox
Johann Adam Müller
Adam Wagner
Johann Jost Conrath
Johannes Müller
Johannes Theiss
Johann Jost Rein
Johann Jost Ciliox
Johann Jost Rein
Johann Heinrich Ciliox
Quellen Niederschrift des Lehres Karl Moohrherr, Archiv des Lehrers Kurt Unzner, Wikipedia
Der letzte lebende Sauhirt
Sein Lohn wurde nach Möschen, Kumpf und Simmer, eine etwas schwierige und komplizierte Abrechnung, bezahlt
Wenn unsere Kinder in der Schule die Geschichte vom Sauhirten lesen; falls es sowas in einem modernen Lesebuch noch gibt! – denken sie: Sauhirten? Hat es nur im Mittelalter gegeben!
Das stimmt nicht ganz. Hier im Dorf sind die Schweine bis zum Jahre 1936 ausgetrieben worden, und unter uns lebt auch noch der Sauhirt, der von 1915 bis 1936 seines Amtes waltete. Von seinen beiden Hunden begleitet, meist ein Dutzend Kinder hinter sich, zog unser Hirt los und „homete“. Schon beim ersten Ton begann es in allen Ställen zu rumoren. Die Schweine freuten sich auf ihren Gang zum „Sauplatz“, wo sie nach Herzenslust wühlen und jagen durften.
Die Größe der Herde schwankte zwischen 50 und 80 Stück. Mit Ausnahme des einen oder anderen Jungschweins, das noch nicht «wegekundig“ war, fand jedes Schwein den Weg zur Herde und in den wärmenden Stall selbst. Man brauchte nur die Tür zu öffnen.
Die Bezahlung für den Hüte Dienst wurde fast ausschließlich in Frucht, halb Korn, halb Hafer gegeben. Ein ganz geringer Barbetrag wurde zugeschossen. Seit 1775 mußte man schon für ein Vierteljahr Hüte Lohn geben, wenn „das Schwein an drei Tagen mitgetrieben“.
Die Kornmenge des Hüte Lohns, die auf jeden entfiel, war nach den uralten hessischen Hohlmaßen Möschen, Gescheid, Kumpf und Simmer bestimmt. Unser alter Hirt bewahrt die Maße noch heute auf. Natürlich fand sich nach 1880 kein Mensch mehr mit ihnen zurecht. Die Besitzer der Hüte Schweinchen verlangten Umrechnung in das Gewichtsmaß, das Pfund. Man hat sich gütlich darüber geeinigt.
Seit 1936 ist das Schweinetreiben aus. Gesund ist der kleine Marsch (die Hüte Zeit dauerte auch im Sommer meist unter drei Stunden) den Tieren sicher gewesen. Aber im heutigen Straßenverkehr würden wohl allzu viele eigenwillige Rüsseltiere ihr für den Besitzer so hoffnungsvolles Leben unter“ den Riesenreifen eines Lastwagens aushauchen, nachdem selbst bei den Wildschweinen die Neigung besteht, Autos und Eisenbahnen keinesfalls auszuweichen. Der Dümmere gibt nicht nach . . .
Hüte Lohn (Maßeinheite) 1 Mäßchen (Möschen?) entspricht 32 Kubikzoll = 0,5 l 1 Gescheid entspricht 4 Mäßchen = 2 l
1 Kumpf entspricht 4 Gescheid 0 8 l 1 Simmer sind 2 Mesten = 28,682 l
In der Freien Stadt Frankfurt war 1830 folgende Maßeinheit gebräuchlich:
1 Malter oder Achtel = 4 Simmer = 8 Mesten = 16 Sechter = 64 Gescheid = 64 Eichmaß = 256 Mäßchen = 114,74 Liter
Quellen Tageszeitung aus dem Jahre 1950
Kuhwagen-und -Gespanne
Bild 1: Klara Reh aus Flachs mit Ihrem Kuhgespann Bild 2: Gertrud Wagner aus Langhennas mit Ihren Kühen Bild 3: Herrmann Geil auf Dönges Hob
Geladener Leiterwagen mit Reisig
Wald- und Forstwirtschaft
Als das Streulaub im Walde geholt wurde
Ungefähr um 1920-1930 war es fast in vielen Gemeinden des Hinterlandes üblich, daß nach dem Laubfall im Herbst, die Landwirte ihre Kühe einspannten und in den Wald hinausfuhren, um mit einem mächtigen Wagen voll Laub zurückzukehren. Manche fuhren auch zwei- bis dreimal. In der Gegenwart gibt es nur noch wenige, die das Laub in den Wäldern sammeln.
Was trieb die Bauern zu dieser Arbeit?
Aus dem Bericht eines Bürgermeisters einer Hinterländer Gemeinde, aus dem Jahre 1846 an den „Großherzoglichen Hessischen Kreisrath“, erfahren wir, daß das anhaltend trockene Wetter im Frühjahr eine geringe Ernte an Gerste und Hafer verursachte. Die Gerste ist nur zu einem Drittel aufgegangen. Hierdurch sind die Leute genötigt, das Kornstroh zum Teil zu verfüttern, zumal auch bei der hohen Lage unserer Wiesen das Heu ausgeblieben ist. Bei diesen Verhältnissen kann nur wenig Dünger gemacht, und die Äcker nur schwach gedüngt werden, weshalb immer schwächere Ernten erzielt werden und die Not steigt. Dieses macht den all gemeinen Wunsch rege, doch etwas Laub in dem Gemeindewald ernten zu dürfen.
Das Laub sollte als Streumittel für das Vieh verwandt werden, um mehr Dung zu erzeugen. Um diese Zeit kannte man im Hinterland den Kunstdünger noch nicht.
In Gemeinden, die schlechte Ernteerträge zu verzeichnen hatten, war mit der Forstbehörde die Vereinbarung getroffen, jedes Jahr einen anderen Distrikt zu entlauben. So sehr das Forstamt die Not der damaligen Zeit erkannte, so wehrte es sich doch gegen das Entlauben, weil die Waldbestände in einem gar zu ärmlichen Zustand sind. Nur ungern gaben die Revierförster die Genehmigung. Der Revierförster von Dautphe z.B. nimmt zu dem Antrag des Bürgermeisters Stellung: „Man verwendet jedes Jahr beträchtliche Summen für Kulturen, und darum ist es wahrlich nicht zu rechtfertigen, wenn man auf der anderen Seite ganze Bestände ihrer Bodenbedeckung beraubt und ihnen dadurch Schaden beibringt, der bisher nicht aufgehoben wird durch die erfahrungsgemäß so geringe Wirksamkeit des „Laubdunges“. Zu dieser Zeit war es üblich, daß der Macherlohn für Holz z.T. mit Wagen Laub beglichen wurden. Die Gemeinde Simmersbach erhielt im Jahre 1849 fünfundachtzig Wagen Laub und 1950 fünfzig Wagen als Holzmacherlohn, die dann auf die Ortsbürger verteilt wurden.
In den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts verwendete man neben Stalldünger auch Kunstdünger. Die Ernteerträge besserten sich zusehends. In erntereichen Jahren wurden daher keine Waldbestände zum Entlauben freigegeben, sondern nur Wege und Waldschneisen. Bei kärglichen Ernten dürften die Landwirte auch im Staats- und Gemeindewald Laub holen. An einem bestimmten Tag wurden die Waldparzellen oder die Wegestrecken versteigert. Für 3 oder 4 Mark konnte man etwa zwei Wagen Laub nach Hause fahren.
Manche Bauernhöfe, besaßen einen sogenannten Laubstall, in dem das Laub aufbewahrt wurde.
Heute haben es die Hinterländer Bauern nicht mehr nötig, während der Erntezeit hinaus in den Wald zu fahren um dort Laub vom Boden zu sammeln, um mehr Dung zu erzeugen. Die verbesserten Ernteerträge durch die fachgemäße Anwendung des Kunstdüngers ermöglichen es ihnen, darauf zu verzichten.
Quelle Tageszeitungen aus den fünfziger Jahren, (Privatarchiv des Lehrers Kurt Unzner)
Holzarbeiten
Wenn im Herbst die Rüben eingefahren, die Äcker umgepflügt und die Arbeiten im Feld somit beendet waren, gingen viele Männer aus dem Ort zum Holzfällen in den Wald. Es wurde Nutz- und Brennholz geschlagen. Die Männer trugen das Astwerk zu „Schlagabraum“ zusammen, welches dann zu Hause zu „Gebinncher“ (Reisigbündel) für das Brotbacken zusammengebunden wurde. Damit wurde der Backofen geheizt. In der heutigen Zeit hat das Holzmachen durch die hohen Energiepreise wieder an Bedeutung erlangt.
Der Revierförster
Revierförster Sternagel überraschte im Frühjahr 1950 drei LKW-Fahrer aus Wetzlar, als sie aus dem Gemeindewald mit ihrem Lastwagen Holz abfuhren, ohne einen Abfuhrschein zu besitzen. Sie gaben an, sie seien mit dem Lastwagen steckengeblieben und müßten ihn beladen, um von der Stelle zu kommen. Dieser Ausrede schenkte Revierförster Sternagel jedoch keinen Glauben, waren es doch immerhin 4 Raummeter Holz, die sie geladen hatten. Die Angaben der Fuhrleute wurden vom hiesigen Gendarmerieposten überprüft und zu Protokoll genommen. Das abgefahrene Holz mussten sie anschließend dem rechtmäßigen Besitzer in Oberhörlen zustellen.
Quelle Archiv des Lehrers Unzner, aus Tageszeitungen vom Frühjahr 1950
Forsthaus des Revierförsters
1951 wurde oberhalb von Simmersbach, ein neues Forsthaus durch die Firma Sänger gebaut, bereits im April standen die Grundmauern des Forsthauses. Bis zum August soll das Forsthaus mit seinem weitüberhängenden Dach bezugsfertig sein und als Wohnung für den Forstwart der drei Gemeinden Simmersbach, Roth und Oberhörlen dienen. Die Finanzierung ist durch die Forstrücklage und Sondereinschläge gesichert. Jede Gemeinde entrichtet ihren finanziellen Beitrag nach der Größe ihrer Waldfläche. Bis auf die Klempner- und Elektroarbeiten, die noch nicht vergeben sind, werden alle Arbeiten von heimischen Handwerkern ausgeführt. Im Juni gehen die Bauarbeiten der Vollendung entgegen.
Das Dach ist bereits mit dem blauschwarze Schiefer der Schiefergrube Wolfsschlucht gedeckt und die Innenräume werden verputzt.
Die Flurbezeichnung, auf der das Forsthaus steht, nennt sich „Streitwasser“, weil sich hier vor langer Zeit die Simmersbacher und Oberdietener über den Wasserlauf des hier entsprungenen Baches „Simmersbach“ (Richtung Simmersbach) und „Diete“ (Richtung Oberdieten) gestritten haben
Quelle Archiv des Lehrers Unzner, aus Tageszeitungen vom April 1951
Jagdgesellschaften um 1900
Vor Weidehaus haben sich die Jäger mit Ihrer Strecke in Position aufgestellt und zur Erinnerung fotografieren lassen. Oben auf der Treppe, in der Mitte steht Graus Toni, vorne rechts steht Richard Geil (Zrusemanns)
Quelle Martin Dietrich (Karles Martin)
Der mit dem Fernglas um den Hals ist der Förster Heinrich Reh, bekannt als Clämels Färschder,
Quelle Elfriede Dietrich (Clämels Elfriede)
Junge Frauen beim Fichtensetzen
Auf dem Gruppenfoto sind von links nach rechts: Rosa Wagner geb. Klein (Wachnasch), Marie Clemens geb. Wagner (Bergmanns), Ella Wagner geb. Kretz (Wehje), Unbekannt (Neuhobs), Anna Geil geb. Rein (Dönges), Emma Klein geb. Geil (aus Philipss, Deiße Emma), Karoline Jacobi (Jacowis), Toni Daul geb. Grau (aus Graus, wohnte in Schönfelds), „Lieschen“ Hartmann (Reinholds)
Auf dem Gruppenfoto sind von links nach rechts: Lina Klein geb. Roth, Marie Clemens geb. Wagner (Bergmanns), Anna Geil geb. Rein (Dönges), Pauline Wagner geb. Theiß (Schlessaschorems), Rosa Wagner geb. Klein (Wochnasch), „Lieschen“ Hartmann (Reinholds), Emma Klein geb. Geil (aus Philipss, Deiße Emma), Ella Wagner geb. Kretz (Wehje), Toni Daul geb. Grau (Schönfelds (Aus Graus)
Junge Pflanzfrauen
Die jungen Frauen beim Zuschütten von Gräben, die sich zu einem Erinnerungsfoto aufgestellt haben, sind, von links nach rechts: Nicht bekannt, Marie Konrad (Glasnersch), Hedwig Klein (Henzels), Hedwig Sänger (Schefasch), Else Reh (Meuersch), Erna Geil, Mathilde Müller (Weyels), Hedwig Geil (Baeckersch), nicht bekannt.
Lohschälen
Die Arbeiten zur Lohgewinnung begannen im Frühjahr, wenn der Saft voll in die jungen Eichen gestiegen war. Nach der Stallarbeit am Morgen ging es mit dem erforderlichen Werkzeug in den Lohwald und begann mit der Arbeit. Zunächst wurde die Rinde der Eichenstämmchen angeschnitten, aber nur dann, wenn man die jungen Eichen nicht direkt abholzte. Diese mussten dann anschließend auf etwa zwei Meter lange Stücke zersägt werden. Wenn man vom Stamm schälte, schlitzte man die Rinde von oben nach unten auf und löste sie mit dem Lohlöffel. Dazu brauchte es eine geschickte Hand, damit die Rinde an einem Stück blieb. Was an dünnerem Holz noch zu schälen war oder die vorgenannten Stücke, trugen wir zu einem Platz, an dem ein Eichenpfahl in den Boden gerammt war. Dann wurde Stück für Stück auf den Haustock gelegt und mit dem Hammer solange geklopft, bis sich die Rinde vollständig vom Holz löste. Das Holz packte man bis zum Abtransport zur Seite. Die Rindenstücke wurden zusammen gelegt. Wenn eine Bündelstärke erreicht war, band man sie mit einem Knebel zusammen.
Auf dem Foto schälen von links nach rechts: Heinrich Reh aus Meuersch, Anna Wagner aus Konroads, Gustav aus Wiesbaden, Fritz Reh aus Annatsches und Gustav Wagner aus Konroads.
Diese einjährigen Schösslinge nannte man Loden (von ahd. loitan = wachsen). Wenn das junge Holz aus der Wurzel oder dem abgehauenen Stamm wächst, nennt man es Stammloden im Gegensatz zu den Samenloden, die aus Samen stammen. Man legte die Lohe auf den Schössling, an dessem dünnen Ende wir eine Schlaufe/Schlinge gedreht hatten, steckte dann das dickere Ende durch diese Schlaufe und zog das Bündel fest zusammen. Dabei hielt man mit einem Fuß das Bündel am Boden fest. Damit sich der Ring, der das Lohbündel umschloss, nicht löste, drehte man wieder einen Knebel und steckte sein Ende unter den Schössling. Nach der Lagerung im Wald, wenn das Lohschälen beendet war, fuhren wir die Lohe mit einem Leiterwagen zum Bahnhof. Dort wurde sie auf Güterwaggons verladen. Über den Ertrag und den Preis ist mir nichts bekannt. Nach dem Trocknen des anfallenden Holzes wurde es zum Verheizen in den Hof gefahren. Die so genutzte Fläche konnte dann in etwa 15 Jahren wieder als Lohwald genutzt werden.