Ein Dorf steht Kopf
Ein Hoch auf 700 Jahre Simmersbach
Viele Attraktionen beim Festwochenende. Der Posaunenchor bläst dem Heimatdorf ein Geburtstagsständchen. Das „Simmersbacher Lied“ wird vom Publikum kräftig mitgesungen.
Vier Tage – ein voller Erfolg!
In Zahlen: 5.082 Liter Bier und ca. 1.400 Liter Apfelwein wurden in den vier Tagen verzapft. Es gingen 650 Gläser zu Bruch.
Es wurden in der Ausstellungswoche im DGH und im Festzelt zusammen 85 Kuchen verzehrt.
Dillzeitung:
ESCHENBURG-SIMMERSBACH.
Ein Dorf steht Kopf: Simmersbach hat am Wochenende sein 700-jähriges Bestehen gefeiert.
Am Samstag fand auf dem Festplatz ein bunter Familiennachmittag mit vielen Attraktionen statt.
Ob Dosenwerfen, Kinderschminken, Geschickichkeitsspiele oder „Bullriding“ – für jeden der kleinen Gäste war etwas dabei.
Es gab nicht nur eine Hüpfburg in Form eines Feuerwehrautos, auch die Simmersbacher Jugendfeuerwehr war vor Ort und regte zum Mitmachen an.
Der Posaunenchor und der Männergesangverein Roth/Simmersbach läuteten abends den Festkommers ein.
„Der Auftakt zum Fest war im Juli 2021. Es trafen sich die Ortsvereine, Kirchen, die Schule und der Kindergarten“, fasste Ortsvorsteher Thomas Diekmann zusammen. Zwei Jahre lang plante der Festausschuss samt eigener Arbeitsgruppen für die Mammutaufgabe „Dorfchronik“ und den Festzug die große Jubiläumsfeier.
„Es hat unseren Zusammenhalt im Dorf weiter gefestigt“, so Diekmann.
„Anatsches“ Sonja schreibt ein Lied für Simmersbach.
Das Moderatorenduo Jochen Ciliox und Natascha Reh führte durch den Abend. Sie blickten kurzweilig auf die Historie von Simmersbach zurück.
Suse von Simmersbach zog mit hrer Familie dorthin, nachdem sie 1323 aus der Leibeigenschaft eines Dernbacher Adeligen entlassen worden war.
Bis 1530 war Simmersbach übrigens ein geteiltes Dorf. Die Grenze zwischen Hessen und Nassau lief sogar mitten durch ein Haus.
Auch heute werden noch Traditionen von damals wie das Backhaus am Leben gehalten. Neben Haus- und Flurnamen gab es auch die ein oder andere Anekdote zu hören, etwa über den Badeweiher oder eine ausgebüxte Kuh, die durch das Dach des Schützenhauses gebrochen und zielsicher hinter dem Tresen gelandet war.
Landgrafen Philipp von essen war auch schon da!
Ein Lied für Simmersbach hat „Anatsches“ Sonja geschrieben. Die Gäste im Festzelt sangen kräftig mit: „Simmersbach heißt mein Dorf. Ich gehör an diesen Ort. Mein Zuhause, meine Heimat. Nein, hier will ch nicht mehr fort!“…
Bürger meister Götz Konrad wünschte „alles Goure“ und lobte die Vielschichtigkeit von Simmersbach. „Der Ortsteil ist eine verbindende Grenze und Nahtstelle von Eschenburg“, sagte Konrad. Er schenkte Diekmann eine Fahne der Gemeinde. Hans-Otto Hermann dankte im Namen der Gemeindevertretung der Dorfgemeinschaft für die „vorbildliche ehrenamtliche Arbeit“.
Rund 35 Generationen hätten in Simmersbach gelebt, schätzte Landrat Wolfgang Schuster (SPD). „So gut wie in den letzten 70 Jahren ging es uns noch nie. Wir sollten da für sorgen, dass es so bleibt.“
Pfarrer Michael Brück ging in seinem Grußwort auf den Landgrafen Philipp von Hessen ein, der in Simmersbach nach fünfjähriger Gefangenschaft erstmals wieder hessischen Boden betrat. Die Untertanen des fürstlichen Reformators pflanzten dort zum Dank die „Philippsbuche“. Jochen Ciliox von der FeG ergänzte: „Es gab keinen besseren Ort, um vom Pferd abzusteigen. Gott will weiter in Simmersbach Geschichte schreiben“.
Im Anschluss an den Fest kommers luden die „Kinzen bacher Musikanten“ zum Tanz.
Von Michael Reitz
Simmersbach feiert das 700-Jährige mit einem bunten Festzug
41 Gruppen sind dabei, als sich am Sonntag ein langer Festzug aus Gruppen und Motivwagen durch Simmersbach schlängelt. Das gab es bei der 700-Jahr-Feier noch zu sehen.
Eschenburg-Simmersbach. 41 Gruppen sind am Sonntag zum 700-jährigen Bestehen beim Festzug durch Simmersbach gezogen. Der bunte Reigen schlängelte sich mit vielen kreativ geschmückten Wagen durch das Jubiläumsdorf. Neben den Simmersbacher Kirchen, Ortsvereinen sowie der Grundschule nahmen auch zahlreiche Gruppen aus Eschenburg, Lixfeld und Oberhörlen teil. Ob Trachten, Perücken, Blumen oder Uniformen – sowohl bei der Kleidung als auch bei der Ausstattung der Anhänger schien die Fantasie keine Grenzen zu kennen. Von historischen Handkarren über Segelflugzeuge bis hin zu tonnenschweren Schleppern war eine große Bandbreite an Fahrzeugen mit dabei. Ab dem Startpunkt in der Biedenkopfer Straße ging es über die Lenzstraße den Hornberg bis hinauf zum Festplatz. Die Besucher am Straßenrand durften sich über so manche „Kamelle“ freuen. Das Blaschorchester Mardorf marschierte mit und spielte am Ziel im Festzelt. Anschließend gab es Musik und Tanz mit dem Blasorchester Berstadt.
Der Rother „Döschen-Donnerstag“ macht seinem Namen alle Ehre.
© Michael Reitz
Der Jugendclub aus dem Nachbardorf Roth.
© Michael Reitz
Wochenzeitung KW 35/2023
Simmersbacher schaffen in 700 Jahren eine „verbindende Grenze“
Wenn die Simmersbacher in dieser Woche 700 Jahre feiern, hat die ganze Gemeinde, die ganze Region und das ganze Land Hessen etwas davon. Montag bis Freitag gibt es im Dorfgemeinschaftshaus von 15 bis 18 Uhr eine Ausstellung, Kaffee und Kuchen sowie Kurzvorträge, bei denen ich am Mittwoch zu Landgraf Philipp ein paar Denkanstöße geben darf. Am Freitag ist im Festzelt Discoabend. Am Ende der Hornbergstraße ist am Samstag von 13 bis 17 Uhr Familiennachmittag, ehe der Festkommers ab 18 Uhr das Dorf feiert und ab 20:30 Uhr die „Kinzenbacher Musikanten“ aufspielen. Im Festzelt geht es am Sonntag um 09:30 Uhr los mit Festgottesdienst und Mittagessen. Ab 14 Uhr schlängelt sich ein bunter Festzug durchs Dorf und strebt wiederum dem Festzelt zu, wo ab 16 Uhr die Musikkapellen ihr Bühnenspiel geben.
Das „Tor zum Hinterland“ wird Simmersbach auch genannt und mit der Anbindung an den Expressbus X41 (Dillenburg-Biedenkopf) erkennt man die eigentlich günstige Lage. Die Simmersbacher sind heute noch stolz auf ihre Hinterländer Historie – und das mit Recht: Schon im Wappen, das aus der Zeit der Eigenständigkeit erhalten wurde, ist mit der Farbe und dem Symbol der Philippsbuche die Landesgeschichte zu sehen. Der Baum wurde an der Stelle gepflanzt, an dem Landgraf Philipp der Großmütige nach fünf Jahren Verbannung auf Simmersbacher Gemarkung erstmals wieder den Boden seiner Landgrafschaft Hessen betrat. Das war damals schon ein Ereignis mit Symbolkraft, aber auch heute noch wegen seiner Fortwirkung in der Folgezeit bedeutsam. Damals sogar Landesgrenze, später Grenze vom Altkreis Biedenkopf zum Dillkreis, kann man heute darin eine Nahtstelle der Geschichte sehen.
Simmersbach hat – wie auch der Ortsteil Roth – im Juli 1974 die Seite der Kreis-Grenze gewechselt von BID auf DIL und wurde Teil der 1971 gegründeten Gemeinde Eschenburg. Wie in Simmersbach über die Jahre aus einer einst trennenden Grenze eine Nahtstelle der Hessischen Geschichte geworden ist, habe ich vor Jahren bei einem 80. Geburtstag erlebt: Es wurde Mineralwasser der Marke „Nassauer Land“ ausgeschenkt, was früher bei nicht wenigen undenkbar gewesen wäre. Im Naturpark Lahn-Dill-Bergland und im Land Hessen sind wir dankbar dafür und froh darüber, dass die Simmersbacher nicht nur dem Landgraf Philipp freundliche Aufnahme gewährten, sondern heute mit allen fröhlich feiern wollen. Zum 700. Geburtstag wünsche ich, alles Goure!
Dorfcafé, Bilder-Ausstellung, Vorträge, Kirchen- & Turmführung, geistliche Impulse
von Sonntag, 27. August bis Freitag, 1. September 2023, jeweils von 15:00 bis 18:15 Uhr
Dorfgemeinschaftshaus Simmersbach, Biedenkopfer Straße 52
Täglich, 15:00 bis 18:00 Uhr
Bilderausstellung „Simmersbach früher und heute“, ca. 250 Bilder (zusammengestellt von Christoph Reitz, Timo Konrad u.a.) sowie Video-Schleife, Anschauungsmaterial und Ausstellungsstücke zu:
- Grenzverlauf
- Mühlchen
- Bergbau in der Wolfsgrube (Bergbau- und Feldbahnverein Schelderwald e.V.)
- Namenstafel mit Dorfnamen
Täglich, 15:00 bis 16:30 Uhr im DGH: Dorfcafé
mit Kuchenbüffet (Frauenkreis, Frühstückstreff und Seniorenkreis der Ev. Kirchengemeinde sowie Frauen der FeG)
Täglich, 16:30 bis 17:00 Uhr, Kurzreferate oder Musikbeiträge:
- Montag 28.08.: Eberhard Hoppe und Michael Brück: „Alte Dorf- und Hausnamen“
- Dienstag 29.08.: Torsten und Erhard Reh: „Plattschwätze“
- Mittwoch 30.08.: Götz Konrad: „Landgraf Philipp von Hessen“
- Donnerstag 31.08.: Jürgen Daum: „Hohlwege/Grenze(n)“
- Freitag 01.09.: Musik mit der Hinterländer Spinnstube
Außerdem Öffnungszeiten der Bilderausstellung auch an den Festtagen:
Samstag, 02.09., 14:00 bis 17:00 Uhr
Sonntag, 03.09., 16:00 (nach dem Festumzug!) bis 18:00 Uhr
Ev. Katharinenkirche Simmersbach (Biedenkopfer Straße 50)
Täglich, 15:00 bis 18:15 Uhr: Geöffnete Kirche mit Führungen, inkl. Kirchturm und Glocken (M. Brück, E. Hoppe, A. Sandrock);
Täglich, 18:05 bis 18:15 Uhr: Geistlicher Impuls inkl. Friedensgebet am Mittwoch (M. Brück, E. Hoppe, H. Peil, J. Dietrich);
Mittwoch, 30. August 2023, 18:15 bis 20:00 Uhr: Abendführungen, inkl. Glockenturm (Torsten Reh)