75 Jahre Kita Simmersbach
Der evangelischer Kindergarten in Simmersbach
von Erna Reh geb. Geil aus Zrusmanns
Am 1.September 1945 wurde der Kindergarten in Simmersbach eröffnet. In dem vorderen kleinen Saal vom Vereinshaus im Girnbachtal richteten wir uns ein. Kleine Tische und Stühle wurden von der Matratzenfabrik Reh angefertigt. Ein großer Ofen und ein halber Schrank ohne Zwischenböden standen uns zur Verfügung. Außerdem bekamen wir noch eine Bank mit 3 Waschschüsseln.
Für das morgendliche Freispiel holten wir uns bei Daschreinasch (Schreinerei Theiß) Bauklötze (Abfälle) zum spielen.
Nahausersch Dora war meine erste Helferin. Leider musste sie im Frühjahr 1948 nach Hochheim im Taunus um sich einer Hüftoperation zu unterziehen. Gretel Schneider vom Roth kam um sie zu vertreten. Da sich die Sache hinzog und Gretel nicht so lange bleiben konnte wurde Schulerasch Frieda eingestellt.
Ein paar Perlen zum auffädeln, Papier zum ausschneiden und malen waren unsere Grundausstattung. Jeden Tag nach dem Frühstück haben wir die Kinder mit singen, Geschichten erzählen und Gesellschaftsspielen unterhalten. Bei schönem Wetter gingen wir spazieren. Wir hatten ja keinen Garten beim Vereinshaus.
Das schlimmste waren die Toiletten. Hinter dem Vereinshaus standen 2 Holzhäuschen mit Sauerkrautfaßern von der Firma Holighaus. Jeden Tag sind wir zweimal im Gänsemarsch dorthin marschiert. Ungefähr alle 14 Tage mussten wir die Kübel bis zu Eckeschneiders fahren und im Puhlloch entsorgen.
Raumpflergerinnen hatten wir keine. Den Kindergarten haben wir selbst geputzt. Wir hatten keinen freien Tag in der Woche. Der Kindergarten war jeden Tag von 8 Uhr bis 12 Uhr und von 14 Uhr bis 18 Uhr geöffnet. Auch Samstags bis 12 Uhr. Urlaub haben wir nur von Weihnachten bis Mitte Januar gemacht. Das erste Kind bezahlte 3 Reichsmark, das zweite Kind 2 RM.
Im Sommer haben wir wundervolle Sommerfeste veranstaltet. Zuerst gingen wir in die Kirche, hielten dort eine stille Stunde. Ich erzählte eine biblische Geschichte, wir sangen die passenden Lieder dazu und anschießend zogen wir auf den Pfarrgarten wo schon viele Gäste auf uns warteten.
Man kann sagen das ganze Dorf nahm Anteil. Oft sehe ich mir die Bilder an wo die Kinder in selbst gefertigten Kostümen Spiele vortrugen. Zur Belohnung gab es dann Brezel und ein kleines gebasteltes Spielzeug.
Geburtstags und Weihnachtsgeschenke haben wir aus einfachen Mitteln selbst gefertigt.
Lehrer Unzner war begeistert, wenn die Kinder, die den Kindergarten besuchten eingeschult wurden. Die konnten nämlich gut sitzen und zuhören.
Vorher gab es immer eine Abschiedsfeier. Die war richtig schön und gemütlich.
Jede Woche gab es eine stille Stunde im Kindergarten. Dann wurde eine biblische Geschichte erzählt. Es fand kein Essen statt ohne das ein Anfangsgebet und ein Lied gesungen wurde sowie auch am Ende. Essen fand immer gemeinsam statt.
Ich hatte keine große Ausbildung außer einem vierwöchigen Kurs bei Jugendleiterin Schwester Carla Biermann aus Frankfurt im Pfarrhaus Oberhörlen mit einer anschließenden Prüfung.
Ich war von September 1945 bis 31. Oktober 1951 im Kindergarten dann heiratete ich am 15. Dezember meinen Mann Hermann Reh aus Reuns.
Ich habe mir mal die Arbeit gemacht und alle Kinder aufgeschrieben, die den Kindergarten besucht haben. Das waren in den 6 Jahren bis zu meiner Heirat 130 Kinder. 50 bis 60 waren oft angemeldet.
Trotz all diesen primitiven und negativen Zuständen gab es kein Kind, das an Neurodermitis gelitten hat.
Wenn ich mir heute die Bilder von damals ansehe fällt mir manch schönes Erlebnis ein.
Erna Reh, geb. Geil (geb. 26. Juli 1927)