Schnapsbrennen in der Spinnstube

Explosives“ Schnapsbrennen in der Spinnstube

Es muss kurz nach dem zweiten Weltkrieg gewesen sein, einer Zeit in der es keine Arbeit und auch nichts zu kaufen gab. Ab dem Herbst, wenn die Früchte geerntet waren, wurde, trotz Verbotes, Schnaps gebrannt. Dabei musste man aufpassen, dass einen der Dorfpolizist Pflug, der in Brachthäusersch wohnte, nicht beim Schnapsbrennen erwischte.
Es muss Reinarts Robert gewesen sein, der ein Destilliergerät besaß, das bei Gebrauch von Haus zu Haus gegeben wurde. Man brannte Schnaps mit dem, was gerade zu Verfügung stand, wie Rüben Getreide Kartoffel, Obst usw.
Die angesetzte Maische, die ganz fürchterlich gestunken hat, wurde in das Destilliergerät gefüllt und anschließend durch die kontinuierliche Temperatur mittels eines Feuers wurde Destillat gewonnen. Bei diesem Vorgang musste unbedingt man darauf achten, dass die Temperatur des Destillierapparat immer Kontinuierlich, das heißt immer gleich bleibt.

In der Spinnstube, heute würde man sagen „Im Jugendclub“, bei Deißwoanersch sollte heute Schnaps gebrannt werden. Bei dem Treffen waren Deißwoanersch Artur, Zrusemanns Heinrich, Schlessaschorems Oskar, Beckasch Erich, Zrusemanns Marieche, Kretz Elli mit Ihren Freundinnen und Freunden dabei. Als nach einigem warten kein Destillat aus dem Kessel floss, wurden die „Schnapsbrenner“ ungeduldig legten Holz auf dem Feuer nach, um mehr Hitze auf den Kessel zu bekommen.

Die dadurch entstandene größere Hitze und der rapide ansteigende Druck im Kessel ließ diesen auf einmal mit einem gewaltigen Knall explodieren. Diesen fürchterlichen Knall haben wohl Karl-Herrmann und sein Frau Marie Theis in Ihrem Schlafzimmer nicht mitbekommen. Die Schnapsbrenner waren daher erst mal froh, dass der Woaner Karl dies nicht gehört hat, da der sonst die ganze anwesende Mannschaft zusammengestaucht hätte. Die Maische hatte sich in Deißwoanersch gleichmäßig verteilt und musste nun mit allen Mitteln, soweit es ging, beseitigt werden, um keine Spuren zu hinterlassen. Von allen Anwesenden mussten anschließend die Küchenwände gereinigt werden, aber der Geruch blieb natürlich in der Stube hängen.

Eines der anwesenden Mädchen meinte „Wie goaut, dass mer es Licht ausharre, sonst wär ach noch de Birne kaputt gegange“.

Ob nach dieser Aktion Deißwoanersch Küche neu gestrichen wurde, ist nicht überliefert.

Auch Reins Herrmann, der spätere Mann von Zrusemanns Erna, hat ebenfalls seinen Schnaps gebrannt. Der Deistillierapparat stand in Reins Ihrem Kuhstall, so dass sich die Maische bei gleichmäßiger Temperatur gut entwickeln konnte, Seine Eltern meinten, „Say zoh, dass Dos Zeuch fortkimmt“. Der Abfall nach dem Brennen wurde anschließend auf eine Wiese in der Dern gefahren und unter die Bäume gekippt. Da hat so gestunken, dass die Arbeiter, die nach Feierabend von Holighaus nach Hause gingen, noch tagelang diesen Geruch ertragen mussten

Quelle Mündliche Erinnerung von Erna Reh geb. Geil aus Zrusemanns
Bild wurde von Sophie Haffer, Gönnern, gezeichnet

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