Hessentreue von 1910
Ich hab in meinem Heimatland, im schönen Lande Hessen,
einst einen alten Mann gekannt, den kann ich nicht vergessen.
Der sagte mir ein ernstes Wort in jenen schweren Tagen,
als man den letzten Kurfürst dort in Cassels Grab getragen:
Mein Sohn, es sei die heil’ge Pflicht, sollst Du nach Cassel gehen,
Versäume nicht, vergiß es nicht, an jenem Grab zu stehen.
Der Stein, der dort die Gruft bedeckt sei dir zu allen Zeiten
ein Denkstein, der dein Denken weckt an Väter Glück und Leiden.
Als Hessenkind, zur Hessentreu laß dich den Grabstein mahnen:
„Ist auch die alte Zeit vorbei – bleib Hesse wie die Ahnen!“
So sagte mir der alte Mann. Ich hab sein Wort gehalten
Und schaute oft den Grabstein an „Und dachte Treu der Alten.“
D’rum kam ich auch am heut’gen Tag zu diesen Feierstunden
Und habe hier bei Simmersbach aufs neue tief empfunden:
Die Hessentreue ist kein Wahn im Stein hier steht’s geschrieben,
was dieser Fürst dem Land getan ist immer ihm geblieben.
Als treuer Hessen treuer Sohn, hat er in schweren Tagen
das Licht der Reformation dem Volke vorgetragen.
Jahrhunderte hat dieses Licht gestrahlt im sel’gen Glanze,
O Hessenvolk vergiß es nicht, es ist dir Schutz und Schanze.
Bring dankbar das Gelübde dein in dieses Denkmals Weihe :
„Zu Gottes Ehr – wie dieser Stein – Fest steht die Hessentreue“.