Die Umgehungsstraße

Die Umgehungsstraße

Foto um 1950 mit Blick von Südwesten (vom Burjestrech).

Geplanter Verlauf der Umgehungsstraße

Luftbild: E. Kahl, freigegeben durch den Hessischen Minister für Wirtschaft und Verkehr unter Nr. 933/64.

In einem eleganten bogen .soll die geplante Umgehungsstraße nordwestlich von Simmersbach

entlangführen. An der Simmersbacher Höhe wird sie (aus Richtung Oberdieten kommend) die alte B 253 verlassen und dann zwischen Dreschhalle und Schwimmbad eine Kreuzung bilden. Am Siedlungsgebiet vorbeiführend soll sie nach der augenblicklichen Planung am Westrand wieder in die augenblickliche Straße einmünden. Die weiße Doppellinie zeigt den ungefähren Verlauf an.
In der Zwischenzeit sei dann ein Bürger der Gemeinde Simmersbach, den man in einer Bürgerversammlung „einer Gruppe“ als Delegierten gewählt habe, nach Wiesbaden zum Landesamt für Straßenbau gefahren. Er erhielt dort die Auskunft, daß die Trasse noch keinesfalls festliege. Derselbe Sachbearbeiter (mit dem auch der Bürgermeister gesprochen hatte) wolle dem Delegierten gesagt haben, daß der Plan mit einem Anschluss noch nicht endgültig sei und daß sich auch noch zwei Anschlüsse einrichten ließen.

Jetzt habe jener Simmersbacher Bürger mit seiner Partei (gemeint ist die SPD. d. Red.) gegen das Gemeindeparlament opponiert und den Dorffrieden erheblich gestört. Die Gerneindeväter wußten auch nichts davon, daß jene Partei mittlerweile mit dem Landesamt für Straßenbau Fühlung aufgenommen und einen Termin für eine Ortsbesichtigung in Simmersbach anberaumt hatte, um die Frage: „eine oder zwei Auffahrten?“ zu regeln.
Gelegentlich eines Ferngespräches hatte der Bürgermeister am 4. April 1966 erfahren, daß man am 15. April nach Simmersbach kommen wolle, „jedoch nur zu der Fraktion“.
Obwohl rechtzeitig bekannt, sei auch der Leiter des Hessischen Straßenbauamtes in Dillenburg, Oberregierungsbaurat Strauß, nicht in Kenntnis über die Ortsbesichtigung an der neuen Trasse,
die von seinem Amt verantwortlich geplant und durchgeführt wird, gesetzt worden. Die Kommission nahm ohne Vertreter der Gemeindekörperschaften von Simmersbach die Fixierung von zwei Auffahrten zur B 253 für Simmersbach vor und ließ den Entwurf für die mittlere Planung fallen, erklärte Bürgermeister Geil weiter.
Wie das Ortsoberhaupt grundsätzlich betonte, gehe es ihm nicht darum, ob Simmersbach eine oder zwei Anschlußstellen erhalte, sondern welche Möglichkeit bestehe, die Auffahrt kreuzungsfrei zu gestalten.

Eine ohne die Mitwirkung der Gemeinde erarbeitete Verfügung der Wiesbadener Dienststelle könne er daher keinesfalls akzeptieren.
Auch auf einer Sitzung des Ausschusses für Wirtschaft und Verkehr im Kreis Biedenkopf im Landratsamt habe sich Bürgermeister Wege (Diedenshausen) schon dagegen gewandt, daß man mit nicht kompetenten Leuten über Angelegenheiten beraten wolle, die eine Gemeinde angehe. Er habe ein Gespräch mit den Gemeindevertretern an Ort und Stelle gefordert. Bis heute habe sich noch nichts in dieser Angelegenheit getan. Wie Dr. Wallmann im Anschluss an eine sehr rege Diskussion ausführte, seien bei dieser Angelegenheit die Gebote der Selbstverwaltung in mehrfacher Hinsicht verletzt worden. Wenn das Hessische Landesamt als Behörde nach Simmersbach zur SPD-Fraktion komme, dann hätte es auch zu anderen Fraktionen gehen müssen.

Zwar könne jeder Bürger bei allen Instanzen vorsprechen, aber auch der Bürgermeister müsse zu einem schriftlich geäußerten Wunsch gehört werden. Ein Formfehler liege auch darin, daß der in Simmersbach tagende Ausschuss keine Befugnis habe und nicht legitimiert sei. Die Gemeinde sei auf keiner Ebene gehört worden.
Wie sei es überhaupt möglich, so fragte Dr. Wallmann, daß offizielle Stellen mit nichtoffiziellen Personen über Gemeindeangelegenheiten verhandeln könnten? „Ist dieser Weg in Hessen im Rahmen der kommunalen Selbstverwaltung richtig? Hier ist offensichtlich der Grundsatz ordnungsgemäßer Verwaltung verletzt worden!“ Dr. Wallmann betonte, daß es wegen dieser Vorfälle zu einer offiziellen Anfrage im Hessischen

Landtag kommen werde. CDU-Kreisvorsitzender Müller erläuterte aus der Sicht der Verkehrsexperten die Frequentierung der neuen Straße um Simmersbach, die einen anwachsenden Verkehr im Hinblick auf die Bundesautobahn im Raum Dillenburg aufzunehmen habe. Er befürwortete – und das sei die Regel bei Ortschaften dieser Größe – daß man eine kreuzungsfreie Auffahrt einrichten sollte.

„Wir treten für eine freie Selbstverwaltung nach der Hessischen Verfassung ein, sonst können wir unseren Frhr. vom und zum Stein begraben. Wenn wir dahin kommen, daß diktatorische Maßnahmen weiter um sich greifen, dann haben wir bald keine demokratischen Verhältnisse mehr“.

Nach dem Simmersbach durch die SPD verpolitisiert worden ist, sollten wir uns nicht scheuen, mit verantwortlichen Leuten einen Gegenpol zu bilden!“ rief Müller den Anwesenden zu.
Wie wir in diesem Zusammenhang erfahren konnten, zeigt sich auch Landrat Dr. S o r g e (SPD) von dem Fortgang der Verhandlungen über die Simmersbacher Verkehrssituation nicht erbaut und hofft auf eine gute und vernünftige Lösung dieses Problems im Sinne aller Beteiligten.

Quelle: Dill-Zeitung vom 12. Mai 1966

 

Im Jahre 1975/1976 wurde mit dem Bau der Umgehungsstraße begonnen.
Nicht so tief wie uhrsprünglich geplant, auch der versprochene Überweg (Platzweg) wurde nie gebaut.

Einweihung 1985

 

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