Die Pfeiffermühle

Pfeiffer-Mühle

Die „Pfeiffer-Mühle lag unmittelbar im Dorf und gehörte 1827 Johannes Theis und 3 namentlich nicht genannten Miteigentümern. Sie werden 1830 als die Besitzer der Gesellschaftsmühle bezeichnet. Die Mühle Stand nach dem Lageplan des Jahres 1912 unterhalb von Döngesjökobs.

(StAM Kataster I, C 1 Simmersbach, Häuserkataster Simmersbach, um 1830)

1 – Graus 2-Meuersch 3 – Weihels 4 – Mortes 5 – Glasnersch
6 – Deismanns 7 – Galziewe 8 – Dönges Jökobs 9 – Annatsches 10 – Growe

11 – (B) s´Mehlwejelche, fiel in den 30.iger Jahren einem breiten Weg zum Opfer.

 

Lageplan Pfeiffer Mühle

Ausschnitt aus Kreis Biedenkopf, Gemarkung Simmersbach No. 80
Grundbuchkarte in 19 Blättern, Blatt 19
(Copiert von der Gemarkungskarte, Wiesbaden im Juni 1890)

 

Im Jahre 1912 erschienen zwei Leserbriefe über die Pfeiffer Mühle im Hinterländer Anzeiger

Simmersbach, 4.März.          Wer in den letzten Jahren Gelegenheit hatte, unserem idyllisch gelegenen Dörfchen einen Besuch abzustatten oder die Landstraße durch dasselbe zu passieren, der konnte mitten im Dorf, an die Chaussee angrenzend, ein kleines verfallenes Mühlenanwesen mit einem tiefen, für Menschen und Tiere mit einem tiefen gefahrbringenden Untergraben sehen. Den Eindruck, den der Mühlenbau mit seinem faßt dreieckigen Wasserrad – ein Klettergerüst für unsere Jugend – auf uneingeweihte machte, muß ein merkwürdiger gewesen sein, denn es wurde die Frage gestellt, was dieses denn eigentlich sei, und die wunderbarsten Vermutungen betreffs der Zwecke dieses Anwesens konnte man hören. Dieses Anwesen ging um, da der Besitzer keine Reparaturkosten mehr haben wollte, in anderen Besitz über und sollte demnächst niedergelegt werden, um auf dem Grundstück einen Obstgarten anlegen zu können, wodurch dem Schönheitsbild des Ortes wohl nicht geschadet worden wäre. Jedoch auch hier kann man nicht ungestraft unter Birnbäumen wandeln. Mit einem Eifer und einer Zähigkeit, welche wirklich einer besseren Sache würdig wäre, ist unsere Ortsbehörde bemüht, das Grundstück mit seiner bisherigen Verfassung zu erhalten, und es ist erstaunlich, was schon alles wegen diesem verfallenen Triebwerk geredet und geschrieben worden ist. ‒ Warum so etwas ändern, es war doch schon immer so. Wie kann man nur so pietätlos sein und etwas zerstören, was vielleicht unsere Ururgroßeltern errichtet haben. Vielleicht hat die Mühlen ja auch einen historischen Wert, ähnlich der Mühle von Sanssouci? Sie könnte am Ende noch eine historische Sehenswürdigkeit werden und somit zur Hebung des Fremdenverkehrs nach unserem Dorf beitragen. ‒ Diese und ähnliche Gedanken mögen wohl unsere Ortsbehörde zu ihrem Vorgehen veranlaßt haben; wir müßten sonst fragen, wie ist es möglich, daß eine Ortsbehörde der Beseitigung einer dem Dorf so wenig zur Zierde gereichenden Anlage und der Ausführung von Verbesserungen Schwierigkeiten bereiten kann. Solch ein Fall dürfte wohl nicht oft in den Ortschroniken zu finden sein. Altertümer, welche dem Dorf zur Zierde gereichen, sollten wohl geschützt werden; Anlagen dagegen, welche Leben und Gesundheit der Mitmenschen gefährden und nur Sammelstellen und Zuchtstationen für Ratten und Mäuse sind, sollten so bald wie möglich beseitigt werden. Ein paar blühende Obstbäume, Beeren- und Rosensträucher, vielleicht noch ein Blumenbeet, würden wahrlich ein lieblicheres Bild abgeben, als diese alte Rattenherberge, ganz abgesehen von dem Nutzen, den die Nachbarschaft durch das Verlegen des Wassergrabens gehabt hätte. Aber Ach ! !  ‒‒ Schon der Dichter sagt: „Als ich nach der Weisheit wollte handeln, das ist ein töricht wandeln“.*                                                                                                                     “X*

(Da der Leserbriefes nicht mit seinem Namen unterzeichnet, bleibt der Schreiber leider unbekannt)

  • Friedrich von Bodenstedt ‒ Die Lieder des Mirza-Schaffy
    „Als ich nach der Weisheit wollte handeln, Sagten sie, das sei ein töricht. Wandeln!“

Quelle       Leserbrief im Hinterländer Anzeiger vom 7. März 1912

 

Simmersbach, 9. März.        Auf das Eingesandt in der Beilage zu Nr. 29 des „Hinterländer Anzeigers“ teilt der Unterzeichnete den Lesern nachstehendes zur Berichtigung und Aufklärung in kurzem mit: Die in dem Schreiben genannte Mühle ging im Herbst 1910 durch Kauf an eine  Witwe R. (Rein, Ww, Krämersch) von hier mit Nutzen und Lasten über. Bei Übernahme hatte sich diese ausdrücklich verpflichtet, für das aus dem Weiher abfließende Wasser, welches zum Betrieb der Mühle diente, stets einen Graben durch ihren Garten offen zu halten. Im letzten nun erfuhr ich, daß die Witwe R. abends bei Dunkelheit ohne Genehmigung unterhalb der Mühle mit Bauschutt auffallen und kurze Zeit nachher zur Mühle führenden Obergraben befestigen ließ, so daß das ganze Wasser, welches zum Betrieb der Mühle diente, in einem engen Abflußgraben abfließen mußte. Die beiden am genannten Abflußgraben angrenzenden Nachbarn sahen sich in diesem unbefugten Handeln der Witwe R. geschädigt, indem bei Hochwasser nun das ganze Wasser an ihren Gebäuden vorbeifließen mußte ‒ und diese unter Wasser setzte, wie dies ja auch bei dem Anfangs Januar eingetretenen Hochwasser der Fall war, wo in einem Stalle die Schafe eine Nacht in fußhohem Wasser standen; junge Lämmer wären hier elend umgekommen. Der unbenannte aber nicht Unbekannte Artikelschreiber hätte diesen Mißstand in seinem Schreiben erwähnen sollen, eine Veröffentlichung meinerseits wäre dann hier nicht nötig gewesen. Dieses jedenfalls der Nutzen sein, den die Nachbarschaft durch das Verlegen des Wassergrabens hat, jedenfalls soll auch das weißheitsvolle Handeln zu verstehen sein. – Durch das Zerstören des Obergrabens erhoben die angrenzenden Beschwerde bei der Behörde und bei einer vor kurzem stattgefundenen örtlichen Besichtigung in der Witwe R., welche unberechtigt Triebwerksgräben veräußert hatte, aufgegeben worden, über ihre geplanten Veränderungen an Gräben vorgeschriebene Zeichnungen zur Genehmigung einzureichen, was sie auch versprochen hat, was aber bis jetzt, soweit mir bekannt, noch nicht geschehen ist, und meines Erachtens sollte fraglicher Artikelschreiber seine freie Zeit besser für baldige Beschaffung dieser Vorlagen verwenden, anstatt zu all seinem nutz-und wertlosen Geschreibsel in Blättern. Ich möchte weiter den Schreiber besagten Artikel fragen, wann endlich die demnächstige Niederlegung der Mühle, dieser alten Rattenherberge, wie sei der Schreiber nennt, erfolgen soll? Waren doch im vorigen Sommer schon Arbeiter dazu bestimmt und heute hört man von einem Niederlegen nichts; oder soll hier etwa ein Asyl für Obdachlose eingerichtet werden? Die beabsichtigte Bepflanzung des des Grundstücks mit blühenden Obstbäumen, Beeren und Rosensträuchern und die Anlage von Blumenbeeten begrüße ich mit Freuden, wollte nur es wäre schon. Natürlich dürfte ein schönes Gartenhaus oder kleine Villa zum Vertreiben der Langeweile nicht fehlen. ‒ All diesen schönen Planen stehe ich absolut nicht gegnerisch gegenüber, wie dies der Schreiber in seinem Artikel behauptet, und darf ich wohl hoffen, daß nunmehr bald Ernst mit fer Sache gemacht wird, gesprochen und geschrieben ist nun bereits genug darüber und jedes weitere Eingesandt in dieser Angelegenheit bleibt meinerseits unbeantwortet.

Die Ortspolizeibehörde.

H. Beck, Bürgermeister.

Quelle       Leserbrief im Hinterländer Anzeiger vom 12. März 1912


(Aufnahme von Martin Dietrich aus dem Jahre 2011, aus Gasse Arthur´s Garten)

(Aufnahme von Klaus Wagner 2013)

Dieses Fachwerkgebäude war die frühere Pfeiffer-Mühle und wurde von Wilheln Reh (*27. Apr. 1875) und seiner Frau Hermine Reh verw. Rein geb. Hisge* (*4. Dez. 1878), Krämersch Oma, W.Rein II. Ww., abgebaut und als Schuppen bei „Krämersch“ wieder aufgebaut.

Abmessungen: 7,5m x 4,5 m

  • Hermine Reh war die Tochter von August Hisge und der Wilhelmine Werner aus Breitscheid,

Quelle       StAM Kataster I, C 1 Simmersbach, Häuserkataster Simmersbach (um 1830)

Hinterländer Anzeiger vom 7. und 12. März 1912

Privates Archiv Martin Dietrich

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